Nach sieben Jahren Pause kehrt die Fußball-EM nach Österreich zurück. Allerdings dürfen nur Priester spielen, wenn 16 Länder-Teams um den EM-Titel rittern. Mit dabei ist der Welser Kaplan Niko Tomic, der ehrgeizige Ziele hat.
Ausgabe: 2015/6, Tomic, Fußball, Priester-EM, St. Pölten, Wels-Vogelweide, Lackner
03.02.2015 - Paul Stütz
Halleluja, Halleluja, Halleluja. Mit göttlichen Lobpreisungen beginnen Österreichs Fußballpriester jedes ihrer Spiele. Oft sind diese Rufe derzeit zu hören, denn für die bevorstehende Fußball-Priester-EM wird eifrig trainiert. Einmal im Jahr krönen die Kleriker ihren Europameister: Heuer kommt der Priesterkick in sein Heimatland – Österreich. Denn hier wurde der Bewerb im Jahr 2004 erfunden. Von 23. bis 27. Februar 2015 matchen sich Europas Fußballpriester in St. Pölten. Montag bis Freitag wohlgemerkt, um die Sonntags-Seelsorge in den Pfarren nicht zu vernachlässigen. Letztes Jahr gab es für das Team Austria bei der EM in Weißrussland nur Rang zwölf. Für heuer rechnen sich die Priester-Kicker bessere Chancen aus: „Ich hoffe sehr, dass wir die Gruppenphase überleben und unter die besten Acht kommen,“ sagt Niko Tomic. Der 37-jährige Tomic ist Kaplan in der Pfarre Wels-Hl. Familie (Vogelweide) und Oberösterreichs Beitrag zur Priester-EM. EM-Seriensieger Polen habe eine deutlich jüngere Mannschaft, da könne Österreich kaum mithalten. Denn mit seinen 37 Jahren senkt Mittelfeldspieler Tomic den Alterschnitt des Priesterteams Österreich deutlich. Der aus einer bosnisch-kroatischen Familie stammende Tomic ist ehrgeizig, sagt aber gleichzeitig: „Die Freundschaften stehen im Vordergrund. Ich bete für ein gutes Turnier, aber nicht für den Sieg unserer Mannschaft. Das würde für mich nicht passen.“
Sechs Matches pro Tag
16 Teams matchen sich heuer um den EM-Titel. Gekickt wird in der Halle mit fünf Feldspielern plus einem Tormann, wobei ein Spiel eine halbe Stunde dauert. „Es gibt pro Tag sechs Matches, das wird ganz schön anstrengend “, weiß Tomic. Jeden Tag kommen die EM-Teilnehmer in der Früh zusammen zum Gottesdienst, am Abend singen die Priester Volkslieder aus der Heimat. Die Begegnung mit Kollegen aus allen Ländern Europas und von anderen kirchlichen Traditionen hat große Bedeutung. „Wie die anderen Priester zu Hause leben, ist sehr interessant zu erfahren“, meint Niko Tomic. Der junge Kaplan, Fan von Rapid Wien und FC Sevilla, spielt in seiner Pfarre einmal pro Woche mit Jugendlichen auf der Pfarrwiese. „Wir Priester müssen Sport und Bewegung machen, das ist ein sehr wichtiger Ausgleich in unserem Beruf“, betont er. Auch„Sportbischof“ Franz Lackner zeigt sich erfreut über die Fußball-Europameisterschaft der Priester. Die Tugenden des Sports – vor allem des Teamsports – wie Gemeinschaftssinn, Einsatzbereitschaft, Selbstdisziplin und Fairness seien „auch für unsere Glaubensgemeinschaft sehr wichtig“, betont Lackner.
Zur Sache
Priester-Fußball-EM
Der „Verein – Team Austria der Priester und Pfarrer“ organisiert die Europameisterschaft heuer in St. Pölten in der Sportlandesschule vom 23. bis 27. Februar. Priester aus 16 Ländern kicken um den EM-Titel. Zu den Favoriten zählen Titelverteidiger Polen sowie Portugal, Bosnien und Kroatien. Österreichs Priesterteam schaffte im vergangenen Jahr den 12. Platz, will sich heuer deutlich steigern.
Fußball im Vatikan
Der Vatikan verfügt über eine Auswahlmannschaft ist aber weder Mitglied der FIFA noch der UEFA. Der Vatikan bestreitet nur selten Länderspiele gegen Teams anderer Länder und nimmt auch nicht an der Fußball-EM in St. Pölten teil. Die Fußballauswahl besteht hauptsächlich aus Einwohnern Roms. Es gibt außerdem eine eigene Vatikan-Fußball-Meisterschaft. 16 Teams spielen alljährlich um den „Clericus Cup“. Bei dem im Jahr 2007 erstmals ausgetragenen Wettbewerb sind Mönche eines vatikanischen Klosters bzw. Absolventen der Priesterseminarschule des Vatikan spielberechtigt. Es gelten strengere Maßstäbe als im weltlichen Fußball: Wer sich zum Fluchen, von Gotteslästerungen gar nicht zu reden, hinreißen lässt, muss sofort in die Kabine.