Gaflenz: Pfarre bewegt von „Sorge um die Seelsorge“
Ausgabe: 2001/03, Gaflenz, Seelsorge,
17.01.2001 - Josef Wallner
Da Gaflenz seit Herbst 2000 keinen hauptamtlichen Seelsorger mehr hat, arbeitete die Pfarre ein Modell der „Selbstorganisation“ aus: „Zusammenstehen, beten und die Kirche von Gaflenz eine Weile selber tragen“, lautet die Devise.
Dass sich kein Priester für die 1.500 Einwohner zählende Pfarre finden wird, damit haben die Gaflenzer gerechnet, dass aber auch kein hauptamtlicher Laienseelsorger kommt, hat die Pfarre tief getroffen. Die einzige Kandidatin, die zum Vorstellungsgespräch als Pfarrassistentin gekommen war, entschied sich doch nicht für Gaflenz. Kirchenrechtlich war das Problem rasch gelöst: Der Pfarrer von Weyer, Karl Lindner, wird zum Provisor von Gaflenz bestellt. Wie in vielen anderen Pfarren in der Diözese auch, hat der Pfarrgemeinderat einen Plan für Vertretungen, Zuständigkeiten und Erreichbarkeiten ausgetüfelt. Ein perfektes Werk: von der Organisation der Sonntagsmessen und Wortgottesdienste über die Vorbereitung des Frühstücks für Aushilfspriester bis zum Rasenmähen im Pfarrhofbereich. Obwohl alles wie am Schnürchen klappt, geht der vierköpfige Pfarrgemeinderatsvorstand nicht zur Tagesordnung über. PGR-Vorsitzender Rudolf Kandler: „Wir werden von außen mit Gottesdiensten an Sonn- und Feiertagen gut bedient, was aber fehlt, ist ein Seelsorger oder eine Seelsorgerin, die mit uns im Ort lebt.“
Seelsorger in der Mitte
Die Pfarrgemeinde hat sich auf ein Jahr ohne Hauptamtlichen eingestellt und hofft im September 2001 die Übergangszeit beenden zu können. Denn die Erfahrung des PGR-Vorstands zeigt: „Man soll sich nicht der Illusion hingeben, dass man eine Pfarre ehrenamtlich leiten kann.“ Der Einsatz vieler Aktivisten der Pfarre hat den Plafond erreicht. Kraft für das Engagement gibt aber der hohen Stellenwert der Pfarre, den sie im Zusammenleben des Ortes hat. „Bei uns in Gaflenz hängt viel an der Kirche, auch gesellschaftlich. Das Schlimmste wäre, wenn die lebendige Pfarre zugrunde ginge“, so die Pfarrgemeinderäte. Die Devise im Arbeitsjahr 2000/2001 heißt für die Gaflenzer: Die Kirche eine Weile selber tragen, so gut es eben geht: als Ehrenamtliche, als Pfarrzugehörige, als betende Menschen. PGR-Obmann Kandler bittet die Pfarrangehörigen vor allem um das Gebet.
Samenkorn für neue Kirche
In biblischer Tradition soll das Volk zum Herrn schreien, das sonntägliche Rosenkranzgebet vor dem Gottesdienst ist für Kandler eine treffende Umschreibung dieses Gebetsschreis, von dem es in der Bibel heißt, dass Gott sich der Klagen seines Volkes annahm.Der PGR-Vorstand versucht der Situation Positives abzugewinnen. Die Personalnot sollte zu einem Samenkorn für eine neue Kirche werden. Sie sei ein Anstoß, dass die Gemeinden sich selbst um Seelsorger kümmern.
Neue Wege suchen
Wo immer die Pfarre den Diözesanbischof auf der Suche nach neuen Wegen unterstützen könne stehe sie zur Verfügung, auch für Versuche, so die Pfarrgemeinderäte. In der Zwischenzeit aber wird der Pfarrgemeinderat weiterarbeiten, wie er es im Pfarrblatt auf einen einfachen Nenner gebracht hat: „Die Pfarre eine Weile weitertragen, in stiller Entschlossenheit, aus Liebe zur Kirche.“