Ob F. X. Mayr, Otto Buchinger oder Johann Schroth – in der Fastenzeit sind radikale Diätkuren voll im Trend. Die Ernährungswissenschaft äußert allerdings Bedenken.
Der Beginn der Fastenzeit ist für viele Menschen Anlass, ihrem Winterspeck den Kampf anzusagen. Die Nachfrage nach Diätkuren ist groß, das Angebot ebenfalls. Heilfasten boomt. Mit Phrasen wie „Körper entgiften“ oder „Organismus entschlacken“ bewerben Kurzentren und Bildungshäuser diverse Formen des Fastens. Die Ernährungsmedizin rät allerdings zur Vorsicht. „Wer sich über längere Zeit so einer Kur unterzieht, gefährdet seine Gesundheit“, sagt die diplomierte Diätassistentin Claudia Ammerstorfer.
Tee, Milch und Semmeln
Besonders beliebt ist die Fastenkur nach Franz Xaver Mayr. Die Grundidee basiert auf Schonung und Reinigung des Darms durch eintönige Ernährung. Konkret heißt das: Über mindestens drei Wochen besteht die Nahrung aus Tee, Milch und Semmeln. Dazu kommen die Einnahme von Bittersalzen und eine regelmäßige Spülung des Darms durch Einläufe. Letzteres sei besonders bedenklich, so Ammerstorfer, da auch für die natürliche Darmflora wichtige Bakterien ausgespült würden. Im F. X. Mayr-Zentrum in Igls ist man sich der Nachteile einer solchen Behandlung bewusst und bietet mit der „Neuen F. X. Mayr Kur“ eine angepasste, schonendere Form an. Auf eintönige Ernährung setzt auch die „Schroth-Kur“. Dabei wechseln Trocken- und Trinktage ab, es gibt Gebäck und Schwitzpackungen. „Bei diesen Kuren werden dem Körper wochenlang keine Vitamine und Spurenelemente zugeführt“, sagt Ernährungsberaterin Ammerstorfer. Dadurch würden Mangelerscheinungen auftreten. Kopfschmerzen, Schwindelgefühl und Mundgeruch könnten die Folgen sein. Gegen zwei oder drei Tage Saftfasten – etwa aus religiösen oder spirituellen Gründen – sei nichts einzuwenden, so die Diätassistentin. Übergewichtigen Menschen, die abnehmen wollen, rät sie allerdings entschieden von einer Radikalkur ab. „Da man dabei gewöhnlich keinen Sport betreibt, wird in erster Linie nicht Fett, sondern Muskelmasse abgebaut.“ Bei der Umstellung auf normale Ernährung führe dies zum so genannten „Jo-Jo-Effekt“, also zu einer Gewichtszunahme.Auf keinen Fall sollten Menschen mit Depressionen oder Essstörungen ihr Heil im Fasten suchen. Auch Diabetikern und älteren Menschen rät Ammerstorfer dringend ab. „Durch strenges Fasten wird der Organismus noch zusätzlich geschwächt, das kann gefährliche Ausmaße annehmen.“Aus medizinischer Sicht bringen sanfte Kuren mit abwechslungsreicher Reduktionskost am meisten (siehe Kasten Seite 19). Wichtig ist, nicht von heute auf morgen auf alles Gewohnte zu verzichten, sondern die Ernährung langsam und kontinuierlich umzustellen.
Fastentipp
Suppenfasten nach traditioneller chinesischer Medizin, unterstützt mit Kneipp-Anwendungen. Von 3. bis 9. April in Bad Mühllacken.