Martin Grubinger entzündete ein musikalisches Feuerwerk, Thomas Quasthoff und Jocelyn B. Smith huldigten höchst glaubwürdig Frank Sinatra. Diana Krall bewegte die Fans mit jazzig-poppigen Songs. Fast 8000 Besucher/innen kamen heuer zu „Klassik am Dom“ – und waren begeistert.
Ausgabe: 2016/29
19.07.2016 - Elisabeth Leitner
„Dass ich hier bei Klassik am Dom spielen darf, darauf freue ich mich wahnsinnig!“, sagte Martin Grubinger im Interview mit der KirchenZeitung – vor dem Konzert. Diese Begeisterung war am Samstag, 16. Juli für das Publikum fast mit den Händen greifbar und in jeder Sekunde hörbar: 3.200 Zuhörer/innen zog Grubinger mit seinem „Percussive Planet Ensemble“ für mehr als zwei Stunden in den Bann. Fassungslos und begeistert verfolgten viele im Publikum das Geschehen auf der Bühne: unglaubliche Beats und peitschende Rhythmen wechselten mit rasanten Soli am Marimbaphon, an der Trommel, an Kochtöpfen und sonstigem Gerät. Dazu fantastische Bläsersätze und Soli von den einzelnen Musikern. Die ganze Band wogte und wippte im Rhythmus, angefeuert durch Multipercussionist Grubinger, der als Leader erkennbar war, aber dennoch nicht die ganze Zeit im Mittelpunkt stand. Stücke wie Joe Zawinuls „Birdland“ verstand man erst hier richtig: der ganze Urwald war am Domplatz zu Gast. Unglaublich mit welcher Dynamik und Präzision hier ein Kosmos an Instrumenten zum Klingen gebracht wurde. Den Höhepunkt bildete das für den Songcontest komponierte Stück „Speeding up the Images“, das hier erstmals live erklang. „Haben Sie Lust? Wir hätten noch was und freuen uns schon den ganzen Tag darauf!“, so moderierte Grubinger das Stück an. Mehr als 30 Musiker waren schließlich auf der Bühne in Aktion, dazu der Chor des Landesverbandes auf der Ballustrade des Mariendoms postiert, ein Posthorn beim Seitenportal. Das alles hatte Gänsehautcharakter. Als eine „Transzendenz-Erfahrung“, bezeichnete ein Besucher anschließend dieses Konzertereignis, das mit Standing Ovations endete. Sein erstes „Heimspiel“ – Grubinger hat in Linz zehn Jahre an der Bruckner Uni studiert und die Musikschule Mondsee besucht – beeindruckte Jung und Alt und war hoffentlich erst der Anfang einer Konzertserie, die bald fortgesetzt wird. – Tags zuvor begeisterte Bassbariton Thomas Quasthoff mit seiner Stimme – und seinem Humor. Mit ihm auf der Bühne: die ausdrucksstarke Sängerin Jocelyn B. Smith und die erstklassige Bigband der Wiener Volksoper. Diana Krall umgarnte sacht und stimmungsvoll am Do., 14. Juli ihr Publikum mit jazzig-poppigen Songs voller Sehnsucht und Liebesleid. Berührend.
Fakten und Ausblick: 6 Jahre und 36.000 Besucher/innen
Linz. Mit „Klassik am Dom“ Weltstars nach Linz zu bringen: das ist die Idee von Kulturmanager Simon Ertl. Mit den Kooperationspartnern U-live, der Agentur Graustein-Events und der KirchenZeitung Diözese Linz wurde diese Konzertreihe nun das sechste Jahr unter freiem Himmel veranstaltet. Clemens Pichler unterstützt die Veranstalter als Dommeister tatkräftig. 36.000 Besucher/innen nutzten bislang die Möglichkeit, Musik unter freiem Himmel am Domplatz zu genießen. Bischofsvikar und KiZ-Herausgeber Willi Vieböck begrüsste die Gäste vor dem Konzert „an diesem Ort der Begegnung und der Kultur“. „Bis jetzt hatten wir 17 regenfreie Konzerte hier“, blickt Simon Ertl mit Dankbarkeit zurück, auch wenn das Bangen und Zittern um das richtige Wetter heuer groß war. Keines der Konzerte wurde durch einen Regenguß gestört. Stars wie Diana Krall zeigten sich von der Wetterlage im Kombination mit dem Mariendom angetan: „Je mehr es regnet, umso mehr liebe ich es!“ gestand sie dem Publikum und lächelte selig. Auch Thomas Quasthoff sagte es frei heraus: „Ich komme gerne wieder!“ – Und das, wo er sich in jungen Jahren nach einem Hoppala im Mariendom geschworen hatte, nie mehr wieder nach Linz kommen zu wollen; alles längst vergessen. Das neue Programm wird im Herbst präsentiert.