Er lebte gerne, er war gläubig und folgte seinem Gewissen, bis zur letzten Konsequenz: Franz Jägerstätter. Felix Mitterers Stück hatte nun im Linzer Landestheater Premiere.
Ausgabe: 2016/38
20.09.2016 - Elisabeth Leitner
Einer, der aus Glaubensgründen den Wehrdienst verweigert. Einer, der seine Familie verlässt. Einer, zu dem seine Frau steht bis zur Todesstunde: Franz Jägerstätter, der Bauer und Katholik aus dem Innviertel. – Felix Mitterer hat über das Leben und Sterben des Wehrdienstverweigerers aus St. Radegund 2013 ein Theaterstück geschrieben, das landauf, landab schon einige Male zu sehen war. Nun ist es im Landestheater angekommen und eröffnete die Theatersaison der Landesbühne. Ein bewusst gewählter Schwerpunkt.
Quälende Fragen
„Ich bin aus allem rausgefallen. Es ist nicht schön, allein zu sein“, sagt Franz (überzeugend Julian Sigl) kurz vor seinem Tod. Nur Franziska (einfühlsam Ines Schiller), von manchen im Ort als „Betschwester“ beschimpft, hält zu ihm. Gläubiger Christ und Soldat zu sein in diesem Krieg, den die Nationalsozialisten angezettelt haben? Das geht für Jägerstätter nicht zusammen. Seine Entscheidung, den Wehrdienst für ein verbrecherisches Regime zu verweigern, zeichnet Mitterers Stück in mehreren Etappen nach. Die tiefe Bindung, die den Tod überdauernde Liebe von Franziska und Franz ist durchgängig spürbar, wirkt wie ein roter Faden und ist besonders in den rezitierten Briefen präsent. Berührend die erste Szene, in der Franziska in einer Art Vorausblick die Nachricht vom Tod ihres Gatten erfährt. Dann folgen Rückblenden, die Franz als Lebemann, als „Gachen“ (Jähzornigen) zeigen. Franz, der ein uneheliches Kind hat, der als „Hendlbauer“ belächelt wird, der andere zusammenschlägt und mit dem Motorrad durch die Gegend düst. Die Drehbühne mit wechselnden, effektvollen Bühnenbildern dreht sich oft, manchmal zu oft, um Jägerstätters Leben zu skizzieren.
Nach der Pause verdichten sich die Szenen. Die Entscheidung, mit der sich Franz quält, wird von allen in Frage gestellt: bohrend, insistierend die Mutter, die Dorfbewohner, der Pfarrer, der Bischof, der Offizier. Zwecklos die Überredungsversuche, auch seines Anwalts Dr. Feldmann in Berlin. Vor seinem Gott und alleine muss er seine Entscheidung rechtfertigen – und geht den Weg bis zur letzten Konsequenz. Die Hoffnung auf ein Wiedersehen in einer anderen Welt bleibt als Trost, als Ausblick, mit dem er sich von seiner Fanny verabschiedet. Regisseur Markus Völlenklee gelingt es, Jägerstätter als starke Einzelfigur in Beziehung zu seinem Umfeld zu zeichnen. Beeindruckende schauspielerische Leistung des ganzen Teams, viel Applaus.
KiZ-Aktion: Podiumsdiskussion mit Bischof Manfred Scheuer
Mit der KirchenZeitung zu "Jägerstätter" ins Landestheater Linz. Anschließend sprechen Bischof Manfred Scheuer und die Schauspieler/innen über das Thema.
Am Sonntag, 23. Oktober 2016, bieten KirchenZeitung und Landestheater den KiZ-Leser/innen ein exklusives Programm an: 200 Karten sind für die Vorstellung um 17 Uhr in den Linzer Kammerspielen reserviert. Im Anschluss gibt es eine Podiumsdiskussion mit Bischof Manfred Scheuer.
Auf dem Podium werden Schauspieler/innen mit Bischof Scheuer ins Gespräch kommen, das Publikum ist eingeladen, Fragen zu stellen. Die Rolle der Kirche, auch der KirchenZeitung, wird dabei beleuchtet. In den Jahren 1945/46 war unter Bischof Fließer ein Bericht im Kirchenblatt nicht erwünscht. Jahrzehnte später war es die KirchenZeitung, die dem Leben und Sterben Jägerstätters nachging und berichtete. KiZ-Redakteurin Erna Putz begann Ende der 1970er Jahre zu recherchieren. Chefredakteur Matthäus Fellinger wird die Diskussion moderieren.
Kartenverkauf ab sofort: Tel. 0800/ 218 000, Kennwort "St. Radegund".