Papst Franziskus betete vor einem Jahr an der Klagemauer in Jerusalem. Bilder von der Klagemauer werden in mir lebendig, wenn ich im Sonntagsevangelium lese, wie Jesus über die Zerstörung des Tempels redet. Die Klagemauer ist ein Ort des Gebetes geblieben. Die Treue der Kinder Abrahams, des jüdischen Glaubens, berührt mich. Jesus spricht weiter: von Irreführung, Krieg und Unruhen, Hungersnöten und Verfolgungen, Seuchen und Erdbeben. Verrat in der Familie, sogar Zeichen am Himmel stehen bevor. Ja, er spricht auch vom nahen Ende. Vieles davon ist schmerzliche Wirklichkeit geworden für Generationen von Gläubigen, Juden und Christen. Wie damit umgehen? Viele Gläubige haben auf Gottvertrauen gesetzt und sich nicht der Zukunftsangst hingegeben. Der zweite Thessalonicherbrief rät „in Ruhe der Arbeit nachzugehen“. Neben der Treue des ersterwählten Volkes der Juden steht die Treue von Generationen von Christen. Wie die Klagemauer, so sind auch die Gebetsstätten der Christen Orte treuen Gottvertrauens. Der heilige Florian und der selige Franz Jägerstätter, die ersten Christen in römischer Zeit im heutigen Österreich, und unsere Brüder und Schwestern unter der Herrschaft des Dritten Reiches haben auf Gott vertraut und Zeugnis für Christus gegeben. Ihr Zeugnis bestärkt uns im Glauben, dass die Worte Jesu im Leben wirken und wirklich werden. Er spricht im Evangelium: „Lasst euch ... nicht erschrecken.“, „Nehmt euch fest vor, nicht im Voraus für eure Verteidigung zu sorgen.“ Derzeit wachsen die Zukunftsängste. Jesus und seine Zeugen setzten nicht auf die ängstliche Vorsorge. Gottvertrauen hilft nicht nur Ängste zu überwinden, sondern öffnet Perspektiven und weitet den Blick über das Ende hinaus.
Zum Weiterdenken
Alle Risken versichert? Brandschaden, Haftpflicht, Hagel? Für das Ende gibt es kein Versicherungsprodukt. Es empfiehlt sich, an Gott zu denken – vor dem Versicherungsfall!
33. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr C, 13. November 2016
1. Lesung
Maleachi 3,19–20b Denn seht, der Tag kommt, er brennt wie ein Ofen: Da werden alle Überheblichen und Frevler zu Spreu, und der Tag, der kommt, wird sie verbrennen, spricht der Herr der Heere. Weder Wurzel noch Zweig wird ihnen bleiben. Für euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen, und ihre Flügel bringen Heilung.
2. Lesung
2 Thessalonicher 3,7–12 Ihr selbst wisst, wie man uns nachahmen soll. Wir haben bei euch kein unordentliches Leben geführt und bei niemand unser Brot umsonst gegessen; wir haben uns gemüht und geplagt, Tag und Nacht haben wir gearbeitet, um keinem von euch zur Last zu fallen. Nicht, als hätten wir keinen Anspruch auf Unterhalt; wir wollten euch aber ein Beispiel geben, damit ihr uns nachahmen könnt. Denn als wir bei euch waren, haben wir euch die Regel eingeprägt: Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen. Wir hören aber, dass einige von euch ein unordentliches Leben führen und alles Mögliche treiben, nur nicht arbeiten. Wir ermahnen sie und gebieten ihnen im Namen Jesu Christi, des Herrn, in Ruhe ihrer Arbeit nachzugehen und ihr selbst verdientes Brot zu essen.
Evangelium
Lukas 21,5-19 Als einige darüber sprachen, dass der Tempel mit schönen Steinen und Weihegeschenken geschmückt sei, sagte Jesus: Es wird eine Zeit kommen, da wird von allem, was ihr hier seht, kein Stein auf dem anderen bleiben; alles wird niedergerissen werden. Sie fragten ihn: Meister, wann wird das geschehen, und an welchen Zeichen wird man erkennen, dass es beginnt? Er antwortete: Gebt Acht, dass man euch nicht irreführt! Denn Viele werden unter meinem Namen auftreten und sagen: Ich bin es! und: Die Zeit ist da. – Lauft ihnen nicht nach! Und wenn ihr von Kriegen und Unruhen hört, lasst euch dadurch nicht erschrecken! Denn das muss als Erstes geschehen; aber das Ende kommt noch nicht sofort. Dann sagte er zu ihnen: Ein Volk wird sich gegen das andere erheben und ein Reich gegen das andere. Es wird gewaltige Erdbeben und an vielen Orten Seuchen und Hungersnöte geben; schreckliche Dinge werden geschehen und am Himmel wird man gewaltige Zeichen sehen. Aber bevor das alles geschieht, wird man euch festnehmen und euch verfolgen. Man wird euch um meines Namens willen den Gerichten der Synagogen übergeben, ins Gefängnis werfen und vor Könige und Statthalter bringen. Dann werdet ihr Zeugnis ablegen können. Nehmt euch fest vor, nicht im Voraus für eure Verteidigung zu sorgen; denn ich werde euch die Worte und die Weisheit eingeben, so dass alle eure Gegner nicht dagegen ankommen und nichts dagegen sagen können. Sogar eure Eltern und Geschwister, eure Verwandten und Freunde werden euch ausliefern, und manche von euch wird man töten. Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden. Und doch wird euch kein Haar gekrümmt werden. Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.