Ausgabe: 2009/24, Kirche, Lange Nacht, Veranstaltungen, Gmunden, Angebote
10.06.2009 - Matthäus Fellinger
Es waren in ganz Österreich über 300.000 Menschen, die bei der „Langen Nacht der Kirchen“ in einer der 700 Kirchen Gast gewesen sind. Auch in Oberösterreich erlebten rund 40.000 Menschen ein breites Angebot in rund 100 oberösterreichischen Kirchen
Diese Mauern wurden errichtet, als es noch keine Wasserwaagen und Abziehlatten für den Mauerputz gab. An den Seitenwänden spiegeln in den Fensternischen aufgestellte Kerzenlichter ein bewegtes Spiel. Bis vor die Tür hinaus ist die Martinskirche am Römerberg in Linz gefüllt. Ein Countertenor stimmt sein erstes Lied zum Klang der alten Instrumente an. Texte werden dazwischen vorgetragen. Der mittelalterliche Mystiker Meister Eckhard zum Beispiel: „Gieße aus, auf dass du erfüllt werdest.“ Und: „Alles, was aufnehmen will, empfangen werden will, muss leer sein.“ Dann: ein Text eines Denkers des 19. Jahrhunderts, Sören Kierkegaard. Er bezieht diese Weisheit auf seine Erfahrung mit dem Gebet. Beten heißt nicht, sich selbst reden hören, Beten heißt still werden und warten, bis der Betende Gott hört. Dazu gibt es in dieser Nacht viele Orte und Zeiten. Genug Stoff nachzudenken auf dem Weg hinunter in die Mitte der Stadt. Eine Duftmischung von Weihrauch und frischer Wandfarbe empfängt einen beim Betreten der Minoritenkirche. Hier waren vor Kurzem noch die Handwerker an der Arbeit. Die Kirche im Landhaus wurde erst kürzlich restauriert, der Altarraum neu gestaltet. Sänger und Sängerinnen aus dem Oberen Mühlviertel zaubern vielfältige Klangbilder in den Raum. Der Weg vom Römerberg hierher war auch ein Weg durch die Zeiten. „Let my People go!“ „Lass meine Leute ziehen!“ Dieser verzweifelte und zornige Ruf des Moses an den Pharao wird hier in einem Gospel vorgetragen. Über Afrika hat der Ruf den Weg nach Amerika genommen, in der Sprache der unterdrückten Schwarzen wird er hier in der Minoritenkirche von einem Chor aus dem Oberen Mühlviertel gesungen – in der heutigen Weltsprache Englisch. Motive der Hoffnung umspannen Zeiten und Räume. Von der Minoritenkirche führt der Weg in eine andere Region Europas. In der Kirche des Priesterseminars halten orthodoxe Christ/innen ein feierliches Abendgebet. Der Zwiegesang zwischen dem Pfarrer mit seinem mächtigen Bass und der Schola reißt die ganze Stunde nicht ab. Ein Gastchor aus der rumänischen Stadt Alba Iulia ist da. Nach dem Gebet wäre eigentlich der Gang zur nächsten Kirche angesagt. Aber die Sängerinnen und Sänger geben noch ein Konzert mit geistlichen Gesängen und Volksliedern. Warum nicht noch bleiben? Man kann und braucht nicht alles erleben.
Nacht des Gespräches. Immer wieder, vor allem vor den Kirchentüren, stehen Menschen beieinander und tauschen Erlebtes aus – oder was sie sich eben sonst zu erzählen wissen. Die Lange Nacht ist auch eine Nacht des Wiedersehens und des Gespräches. Gegen elf hin haben die Wege eine Richtung. Viele der Besucher/innen machen sich auf den Weg in den Mariendom zum besinnlichen Abschluss. Hier hatte vier Stunden vorher die Nacht mit dem ökumenischen Gottesdienst begonnen.
Zum Thema
<>Die Lange Nacht der Kirchen fand bei Stammgästen und neuen Besuchern ein gutes Echo. Einige Stimmen:
„Die Lange Nacht der Kirchen übt eine große Faszination auf mich aus. Besonders der Mariendom in Linz ist beeindruckend. Im Alltag nimmt man sich oft nicht die Zeit, Kirche bewusst zu erleben. Mir gefällt es, dass es hier für ein breites Publikum ein Angebot gibt.“ Silvia Nader, Linz
„Ich war schon mehrmals bei der Langen Nacht der Kirchen. Ich finde es total schön hier – das Ambiente mit dem Rosengarten, die Stimmung, das gefällt mir alles total gut.“ Magdalena, Schülerin, im Rosengarten bei den Marienschwestern, Linz
„Ich bin jetzt das erste Mal bei der Langen Nacht und bin überrascht. Das ganze Angebot gefällt mir sehr gut.“ Carina, Schülerin, Linz
Gewinnspiel
Bis 15. Juni kann man sich noch am Gewinnspiel zur Langen Nacht beteiligen. Wer erkennt die 13 Kirchen am Plakat?Ein Wochenende für zwei Personen im neuen „Hotel am Domplatz“ oder „Dinner for two“ im neuen Domviertel Relounge gibt es u.a. zu gewinnen.www.langenachtderkirchen.at/linz