Was gibt es Schöneres, als über frischverschneite Hänge zu rodeln? Und zwar nicht mit einem Plastikbob, sondern mit einer guten alten Holzrodel. Doch wie wird aus geradem Eschenholz eine runde Kufe für die Rodel?
Ausgabe: 2017/02
10.01.2017
- Brigitta Hasch
Nur wenige Betriebe verstehen sich noch auf die Fertigung dieses alpenländischen Kulturgutes. Voraussetzung für eine stabile Rodel ist die Holzqualität. Eschenholz ist für den Schlittenbau ideal. Es ist langlebig, gut biegsam und widerstandsfähig. Für hochwertige Rodeln werden die Kufen nicht aus mehreren Stücken geleimt, sondern aus einer Latte gebogen. Diese muss einwandfrei sein, schon ein kleiner Ast würde beim Biegen zu Bruch oder Splitterung führen.
Luftgetrocknetes Holz
In Bretter geschnitten wird das Holz vor der Verarbeitung mehrere Wochen luftgetrocknet. Zum Biegen muss es dann durch gründliches Dämpfen erwärmt und befeuchtet werden. „Die hohen Temperaturen und das Wasser lösen im Holz verzahnte Strukturen (Fibrillen). Nach dem Abkühlen und Trocknen verzahnen sich diese Fibrillen neu und halten so das Holz in seiner neuen Position“, erklärt Rodelbauer Martin Riesinger aus Geboltskirchen. Sind die drei Meter langen Rohlinge einmal gedämpft, muss alles sehr schnell gehen, denn das Holz kühlt rasch aus. Menschliche Kräfte am langen Hebel reichen zwar aus, um ein erweichtes Holz zu biegen, aber der Hebel wird stetig kürzer, die angelegten Kräfte müssen also immer größer werden. Ein weiteres Problem ist die Eigenschaft des Holzes, jeweils am schwächsten Punkt nachzugeben. Hierdurch entstehen irreversible Knicke. Um diese Knickbildung zu vermeiden, ist es nötig, möglichst nah am Scheitelpunkt zu drücken. Zum Biegen der Kufen sind Kräfte von mehr als 2000 kg erforderlich, was den Einsatz einer speziellen Biegemaschine erforderlich macht. Dabei handelt es sich um eine Spezialanfertigung mit Drehteller, Zahnrädern und einer Metallschiene, die langsam und mit viel Druck am Scheitelpunkt an den Rohling gedrückt wird. Eine weitere Pneumatikvorrichtung presst den Rohling in die Form. Die ersten 24 Stunden kühlt die neu entstandene Kufe in der Form aus, ansonsten könnte das Holz absplittern oder sich die Kufe verformen.
Nach zwei Monaten zusammengeschraubt
Die weitere Trocknung erfolgt langsam und ohne den Einsatz einer Trockenkammer. Es dauert fast zwei Monaten, bis sich die Fibrillen wieder verfestigt haben. Erst dann können die Einzelteile zu einer Rodel zusammengeschraubt und mit einem Sitz bespannt werden.