Als die Marienschwestern vom Karmel vor zehn Jahren in Uganda eine Mission gründeten, war Sr. Antonia eine der beiden ersten Schwestern, die sich senden ließen. Im April dieses Jahres wurde sie HIV/AIDS-Koordinatorin der Diözese Kiyinda-Mityana.
Ausgabe: 2012/36, AIDS, Krankheit, Marienschwestern vom Karmel, Sr. Antonia, HIV, Hilfe
04.09.2012
- Dagmar Giglleitner
„Aids ist eine Krankheit, die alle Bereiche des Lebens berührt, deshalb muss man bei der Behandlung überall ansetzen“, ist die fundamentale Erkenntnis, die Sr. Antonia bei ihrer Arbeit leitet. Durch sie wird klar, welche vielfältigen Herausforderungen die Aufgabe als HIV/AIDS-Koordinatorin mit sich bringt. Dabei hat Uganda im Vergleich zu anderen Ländern die Krankheit relativ gut im Griff und gilt oft als Vorzeigeland in Sachen AIDS-Bekämpfung: Durch frühe Aufklärungskampagnen und eine offene Diskussion über das in anderen afrikanischen Ländern oft tabuisierte Thema konnte viel bewegt werden. Seit 2005 sind sogar die Medikamente kostenlos erhältlich. Doch trotz dieser Bemühungen ist und bleibt AIDS in Uganda ein großes Problem. So werden Medikamente zwar gratis ausgeteilt, sind aber für viele Menschen nicht erreichbar, weil sie sich aufgrund mangelnder Infrastruktur den Transport zu den Gesundheitszentren nicht leisten können. Das ist ein Punkt, bei dem Sr. Antonia ansetzen will: Als Mitarbeiterin in einem diözesanen Projekt kann sie vorhandene Pfarrstrukturen nutzen und weiter ausbauen, um so mehr Menschen in ihrer konkreten, von der Krankheit verursachten Lebenssituation zu beraten und zu unterstützen. Einen weiteren Schwerpunkt will die Marienschwester, die vor Kurzem ihr 25-jähriges Professjubiläum feierte, bei der Arbeit mit Jugendlichen setzen. Schließlich ist die Hälfte der ugandischen Bevölkerung unter 15 Jahre alt! Aber auch Familien und junge Paare sind ihr ein Anliegen.
Kirche im Kampf gegen Aids – nicht unbedingt ein spannungsfreies Thema. Es drängt sich natürlich die Frage auf: Wo positioniert sich eine diözesane HIV/AIDS-Koordinatorin in der Diskussion um Verhütungsmittel? Für Sr. Antonia gibt es in dieser Thematik vor allem ein Problem: Nämlich dass viel zu viel darüber geredet und durch das Einengen der Diskussion auf „Kondom – ja oder nein“ auf wichtige andere Aspekte vergessen wird. Zum Beispiel darauf, dass es kaum eine Familie gibt, in der nicht ein schwerkranker HIV-Infizierter lebt, bei dessen Pflege sich die Angehörigen häufig anstecken. Auf die Idee Handschuhe und Desinfektionsmittel zu verteilen, sei aber ihres Wissens noch keine große Organisation gekommen, das würden nur kleine Hilfsorganisationen in lokalem Rahmen machen. Dazu kommt, dass das Verhindern der direkten Krankheitsübertragung nur ein kleiner Teil der Vorbeugung gegen AIDS ist. Wirklich nachhaltiger Schutz gegen eine Infektion mit HIV hat seinen Ursprung in einer gesunden Kindheit, Jugend und Ehe; dass man einem Partner treu sein kann – ein Ideal, das sich in Uganda (wie auch anderswo auf der Welt) schwer verwirklichen lässt.
Kleine Fortschritte. So schlimm die Situation auch sein mag, der Kampf gegen AIDS ist nicht aussichtslos. Immer wieder gibt es Lichtblicke und Hoffnungsschimmer: „Ich kenne Menschen, die kurz vorm Sterben waren und jetzt dank der mittlerweile kostenlosen Medikamente fast symptomfrei leben können“, berichtet Sr. Antonia. „Manche haben ihr Leben von Grund auf verändert, seit sie den unschätzbaren Wert von Familie, Liebe und Treue entdeckt haben.“