Wie können sich Eltern gegen die Konflikte mit den pubertierenden Kindern wappnen? Warum fangen Neunjährige eigentlich so plötzlich an, schwierig zu werden? Diese und andere Fragen beantortete Diplompä-dagogin Eveline Auzinger bei ihrem Vortrag im Familienzentrum Dialog.
Ausgabe: 2013/25, Pubertät, Eveline Auzinger,
19.06.2013 - Brigitta Hasch
„Pubertät ist keine Krankheit, vor der man sich fürchten muss“, stellte die Psychotherapeutin und Elternberaterin eingangs fest. Aber es sei schon ein Stadium, das für Eltern und Kinder sehr anstrengend werden könnte, gab sie zu bedenken.
Verlust der Kindheit
Etwa im Alter von neun Jahren können die ersten vorpubertäten Anzeichen auftreten. Bei manchen auch später, das ist individuell verschieden. „Kinder, die nie Probleme gemacht haben, werden auf einmal schwierig. Sie folgen nicht mehr, werden manchmal lustlos und gegenüber den Eltern immer kritischer“, skizziert Auzinger. „Ihr habt mir nichts mehr zu sagen“, ist einerseits ein Zeichen für wachsende Kritikfähigkeit und Selbstbestimmheit. Zum Anderen reagieren viele Eltern darauf mit strengeren Regeln und drängen darauf, dass diese auch befolgt werden. „Auf Befehle kommt aber reflexartiger Widerstand, der oft ziemlich heftig ausfallen kann“, weiß die Expertin. Es sei zwar klar, dass Eltern emotional reagieren, es bringe aber wenig.
Ihr Rat: „Versuchen Sie, dort wo es möglich ist, zu gemeinsamen Lösungen zu kommen. Überlassen Sie dem Kind ein bisschen mehr Freiraum, selbst zu entscheiden“. Als konkretes Beispiel nennt sie das Erledigen der Hausübung. „Sagen Sie dem Kind, bis zum Abendessen soll die Aufgabe gemacht sein. Ob das nun gleich, oder etwas später erfolgt, überlassen Sie dem Kind.“
Eine Entscheidung zu vertagen, kann ebenfalls helfen, die Spannung aus einer Situation zu nehmen. Eltern dürfen überlegen und erst am nächsten Tag sagen, ob sie den Kinobesuch erlauben oder nicht.
Mit Gefühl loslassen
Eine Gefahr in der Erziehung pubertärer Kinder besteht darin, dass man ihnen zu schnell zu viele Freiheiten lässt. „Die Kinder sind für vieles noch nicht reif genug. Man darf sie nicht alleine lassen, nur weil sie jetzt schwieriger sind“, warnt Auzinger. Obwohl sie es nicht mehr zeigen, brauchen Kinder auch in diesem Alter noch den Schutz der Eltern. Etwa beim Konsum von elektronischen Medien. „Wer hier die Kinder zu früh in die Freiheit entlässt, nur um Streit zu vermeiden, tut ihnen nichts Gutes. Das Hirn ist noch nicht reif für diese Dinge“, verweist die Elternberaterin auf Ergebnisse der Hirnforschung.
Erfahrungen sammeln lassen
Um ein stabiles Fundament für später zu bekommen, brauchen Kinder die Möglichkeit, mit allen Sinnen die Umwelt zu erfahren. Gemeinsame Abenteuer in der Natur etwa sind gleichzeitig ein gutes Rezept, miteinander im Gespräch zu bleiben. „Die Kommunikation darf nie aufhören“, sagt Auzinger mit Nachdruck, „die Türen müssen immer offen bleiben!“
Nein sagen macht stark
„Glauben Sie nicht, dass der Status in der Gruppe mit einer Markenjeans wirklich steigt. Ihr Kind kann dann mitreden, wenn es gelernt hat, mit anderen Menschen umzugehen“, appeliert Auzinger an die sozialen Kompetenzen. Auseinandersetzungen, wenn sie auf Augenhöhe geführt werden, stärken dabei die Persönlichkeit der Kinder. Sie lernen mit Kritik umzugehen, auch manchmal Niederlagen zu verkraften. Das „ich stehe immer zu dir“ der Eltern bleibt dabei ganz wichtig.