Das tausendste Jahr der Burg Altpernstein wird leise beginnen. Die „Tage der Stille“ zu Silvester sind aber nur ein Kapitel in der Erfolgsgeschichte des KJOÖ-Begegnungszentrums.
„Geduldet“ sei nicht das richtige Wort, meint Juliana Neuhuber. Ein anderes fällt ihr aber nicht ein. Also: „Erwachsene werden auf der Burg geduldet.“ In Wahrheit geht es um Jugendliche und darum, dass sie „Platz für sich selber haben“, so die Burgleiterin.
Spirituelles Zentrum. Nicht seit 1000, aber doch seit mehr als 30 Jahren gilt dieses Prinzip auf der Burg Altpernstein in Micheldorf. 1946 wurde die damalige Ruine von der Diözese Linz gepachtet und im Rittersaal die Gastwirtschaft neu belebt. Als spirituelles Zentrum für Jugendliche etablierte sich die Burg dann in den 70er-Jahren. Von 1978 bis 1983 hieß der Burgleiter ebenfalls Neuhuber – Julianas Vater Carlo wohnte damals mit einem für die Jugendarbeit installierten Team auf der Burg. Ihre ersten vier Lebensjahre verbrachte Juliana mit Familie in den alten Gemäuern. „Als ich vor eineinhalb Jahren wieder in die Burg eingezogen bin, war das wie Heimkommen“, sagt die 27-jährige, die in Wien Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte studiert hat.
Neue Gesichter. Dennoch: In ein paar Jahren wird Juliana Neuhuber ihre „Heimat“ wieder verlassen. „Du bist auf der Burg für einen Teil deines Lebens, gibst alles. Aber sie ist eine Jugendburg, da kannst du nicht ewig bleiben.“ Aus diesem Grund finden sich im Burgteam laufend neue Gesichter. Derzeit wird ein/e neue/r Küchenchef/in gesucht. Ab Jänner 2007 unterstützt ein neuer Zivildiener die sieben anderen Team-Mitglieder. Von Haustechnik über Büro und inhaltliche Gestaltung bis hin zur Leitung des Burgstüberls reichen die Aufgaben, die das auf der Burg lebende Team erledigt. Lagerkoller? „Nach sechs Monaten Schnee im vorigen Winter war die Stimmung nicht mehr so toll“, erzählt Juliana. Ansonsten könne man sich das Zusammenleben wie in einer normalen Achter-WG vorstellen.
Burg ist Kult. Das Angebot für Jugendliche auf der Burg ist vielfältig: Ob Holzwochenende, Aktionswoche, Berg-Para-Med oder „Ostern Bewegt“ – die Veranstaltungen sind legendär. Regelrechten Kultstatus haben die ältesten Burgveranstaltungen: die „Klampf’n“-Woche und die „Tage der Stille“. Letztere bieten Jugendlichen die ungewöhnliche Möglichkeit, den Jahreswechsel in aller Ruhe zu begehen. Ab 29. Dezember wird geschwiegen – vereinbarte Sprechzeiten und Reflexionen inklusive. Ab 31. Dezember, Mitternacht, wird wieder gesprochen und „normal“ gefeiert. Juliana Neuhuber beschreibt das so: „Es ist ein Kontrast zum böllerkrachenden Saufgelage-Neujahrsvorabend-Glitzerding.“
- Mehr Infos zu „Tage der Stille“: www.altpernstein.at