„Die Katze ist das Einzige, was ihr von der Familie blieb“
Warum er sich einen Himmel ohne Katz und Hund nur schwer vorstellen kann und die Tiersegnungen definitiv kein PR-Gag sind, erzählte „Tierpfarrer“ Franz Zeiger der KirchenZeitung.
Ausgabe: 2013/40, Tiersegnung, Zeiger, Tierpfarrer, Linz-St. Peter
02.10.2013 - Paul Stütz
Herr Pfarrer, wie sind Sie ursprünglich auf die Idee gekommen, Tiere zu segnen? Pfarrer Franz Zeiger: Früher habe ich häufig die Kritik gehört: ihr habt’s bei der Kirche gar nichts am Hut mit Tieren. Deshalb habe ich versucht, mit den Segnungen der Tierliebe einen Platz in der Kirche zu geben.
Sie bieten auch für per E-Mail eingesandte Tierfotos Segnungen an? Viele Leute können nicht selbst zur Tiersegnung kommen. Man kann auch für jemanden beten, der nicht da ist.
In Ihrem Pfarrgebiet gibt es besonders viele Leute, die Haustiere haben, war das quasi „strategisch“ Tiersegnungen anzubieten? Ich will das nicht so verstanden wissen, der Pfarrer Zeiger macht Tiersegnungen, damit mehr Leute in die Kirche kommen. Das ist nicht der Sinn, sondern die ehrliche Ehrfurcht vor der Schöpfung. Nur dann ist es glaubwürdig und kommt rüber, dass es kein PR-Gag ist.
Sie bekommen aber immer wieder über die Tiersegnungen Kontakt mit Leuten, die mit der katholischen Kirche wenig am Hut haben? Letzte Woche hat mich eine Dame aus Wien angerufen und gesagt, sie findet die Tiersegnungen toll. Sie hat mich gefragt, ob es Segnungen auch bei Menschen gibt. Ich habe gesagt: Ja, jeden Sonntag in der Kirche. Da sieht man, was die Tiersegnungen auch bei Leuten auslösen, die der Kirche total fernstehen. Das heißt, die Tiersegnungen ermöglichen Ihnen einen besonderen Zugang zu den Menschen? Ich weiß nicht, ob die Menschen mir ihre Lebensgeschichten auch so erzählen würden. Was ist die Tier-Mensch-Geschichte, die Ihnen erzählt wurde und die Ihnen am meisten ans Herz geht? Eine Frau hat mir ein Foto ihrer Katze geschickt und mich gebeten, das Tier zu segnen. Die Katze hat ihrer kleinen Tochter gehört, die das Tier zum Geburtstag geschenkt bekommen hat. Eines Tages fährt sie mit dem Papa einkaufen und sie verunglücken beide tödlich. Die Frau hat geschrieben, die Katze ist das Einzige, was ihr von der Familie geblieben ist, und ich glaube, jetzt kann man sich vorstellen was das Tier für eine Bedeutung hat. Da stehen die Tochter und der geliebte Mann dahinter.
Glauben Sie, dass die Tiere den Segen spüren? Ja, und man merkt es auch. Es sind so viele Tiere bei der Segnung und trotzdem ist es sehr ruhig. Die Tiere spüren, da passiert etwas Besonderes.
Gibt es einen eigenen Tierhimmel? Alle Geschöpfe sind in der Hand Gottes, die Aufteilung überlasse ich ihm. Ich hoffe, es gibt einen „gemeinsamen Himmel“ für Mensch und Tier. Ich stelle mir einen Himmel, wo ich ohne Tiere bin, schwierig vor, weil ich Tiere zum Leben brauche.
Was halten Sie von Tierbegräbnissen? Es braucht einen Ort der Trauer. Wenn für mich ein Tier sehr wichtig war, dann haue ich es nicht in den Mistkübel. So geht man nicht mit Gefühlen um. Wir haben zum Beispiel auf unserer Homepage der Aktion Tierlichtblick einen virtuellen Tierfriedhof gemacht. Dabei soll es um einen Ort des Gedenkens gehen. Tierurnen halte ich dagegen für Geschäftemacherei.