KOMMENTAR_
Das Grab – leer. Das Tuch, in das der Leichnam Jesu gewickelt war, lag zusammengefaltet da – wie die Schale, die von einem Ei geblieben ist. Ihn selbst haben sie nicht gesehen.
Leer. Verbraucht. Zu Ende. Das ist der Lauf der Welt, auch des Lebens.
Doch die Ostergeschichte ist keine Erzählung von dem, was war, sondern von dem, was geworden ist. Nicht vom Ausgang, nicht vom Ende einer Geschichte erzählt es, sondern vom Anfang. Nicht vom Gewesenen, sondern vom Gewordenen.
Die zurückgebliebene Eierschale: Nicht die Leere ist seine Botschaft, sondern dass jemand satt geworden ist, oder gar, dass Leben daraus geschlüpft ist. Das Tuch im Grab: nicht auf das erschütternde Ende einer Lebensgeschichte deutet es hin, sondern dass einer ganz geworden ist, wovon sein Leben zeugte: von der „Ganzhingabe“ Jesu sprechen Theologen. Ganz hat er sich gegeben. Es bedeutet nicht die Entleerung des Lebens, sondern seine Erfüllung. Menschen können sich nur von einer Leere in eine andere hinübertrösten. Gott wirkt das Wunder – schenkt es und gibt es. In der Leere wird die ganze Fülle des Lebens – das Gewordene – ahnbar.
KOMMENTAR_
DENK_WÜRDIG
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>
BRIEF_KASTEN