KOMMENTAR_
Die Fähigkeit, sein Wollen ins Tun zu bringen, hat eine neue Stufe erreicht. Bald wird sie selbstverständlich und ohne jeden Gedanken von der Hand gehen. Was Schuhebinden betrifft, haben Markt und Mode freilich die Aufgabe umschifft – mit dehnbaren „Schlüpfern“ und Klettverschlüssen, mit denen sich trotz Ungeschicks ganz gut leben lässt – diesbezüglich. Gelöst ist eine Masche schnell – mit einem raschen Ziehen oder mit einem versehentlichen Treten auf das Band. „Vorsicht“, warnt man dann den Menschen, denn mit losen Bändern ist man gefährlich unterwegs. Binden können ist nicht nur bei den Schuhen wichtig. Menschen, die binden und verbinden können, erfahren sich gehalten im Leben – und vermögen selbst zu halten. Verlässlich sind sie. Doch Binden muss man üben. Es geht dabei weniger um Fingerfertigkeit, sondern mehr noch um eine Art Herzensfertigkeit: um eine zur Selbstverständlichkeit gereifte Lebenspraxis, die nicht bei jeder Belastung gleich loslässt, sondern eben hält. Für solches Halten gibt es keinen Klettverschluss. Der Mensch selbst ist das Band, das hält. Auch der Glaube hat mit Bindefähigkeit zu tun – ist sogar eine solche. Mit losen Bändern wird Leben zum Stolpern.
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