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Ob es nicht doch noch zu früh ist? Selbst Leute mit viel Erfahrung zeigen sich verunsichert. Kann man die empfindlichen Jungpflanzen schon ins Freie setzen – oder muss man doch noch mit Spätfrost rechnen? Bis zu den Eisheiligen Mitte Mai – galt bisher als Regel – ist Vorsicht geboten.
So früh war die fast sommerliche Wärme noch nie da – aber ob man sich darauf auch verlassen kann? Die ins Wanken geratenen Wetterregeln
rücken den Wert der Verlässlichkeit in das Blickfeld – der eigenen nämlich. Es gibt Menschen, bei denen man nie recht weiß, wie man dran ist: einmal so, dann wieder so. Aber sich so richtig auf sie verlassen – das wäre riskant wie später Frost.
Auf eigenen Beinen stehen. Möglichst selbstständig und selbstbestimmt zu leben. Halte dich möglichst unabhängig, sodass du auf niemanden angewiesen bist! Das galt in den zurückliegenden Jahrzehnten als ein hoch anerkanntes Ziel. Der Mensch, auf den man sich verlassen können muss, der ist man – nach dieser Philosophie – selber. Aber mit dieser Haltung der bloßen Selbst-Verlässlichkeit steht man dann doch ziemlich verlassen da.
Ein Leben, in dem das Du und das Wir neu in den Blick rücken – Verlässlichkeit nämlich nicht nur im Blick auf sich selbst, sondern für andere – ist immer eine Grundregel christlicher Lebensweisheit gewesen. Nächstenliebe eben!
Erst eine Gesellschaft, in der Menschen ihre Verlässlichkeit füreinander entdecken und wahrnehmen, wird ein gutes Gedeihen sein. Mehr als das Wetter sind es die Menschen, auf die man sich verlassen können sollte.
Zum Glück.
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