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Vergangene Woche wurde des 130. Geburtstags von Oberösterreichs einstigem Landeshauptmann Heinrich Gleißner gedacht. Gesprochen wurde von seinen respektablen Leistungen beim Wiederaufbau nach 1945 sowie seiner Zeit davor als politisch Verfolgter unter dem NS-Regime. Aber auch seine problematische Vergangenheit als Funktionär in der Dollfuß-Schuschnigg-Diktatur (1933/34–1938) wurde erwähnt.
Dennoch haftet diesem Gedenken an, dass in Gleißners Schatten jemand übersehen wird, nämlich sein Vorgänger als Landeshauptmann, Josef Schlegel.
Dieser christlichsoziale Politiker war 1934 – als es darauf ankam – für die demokratische Verfassung und für Rechtsstaatlichkeit eingetreten. Gerade das hat ihn in den Augen der Heimwehr und für Dollfuß mit seinen antidemokratischen Plänen unbequem gemacht. Das sich formierende autoritäre Regime ersetzte Josef Schlegel durch Heinrich Gleißner.
Gleißner hatte das Glück, nach 1945 als Geläuterter Leistungen vollbringen zu können. Josef Schlegel wurde 1947 Rechnungshofpräsident – wiederum hoch verdient, aber abseits des Rampenlichts. Umso mehr würde er heute öffentliches Gedenken verdienen.
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