KOMMENTAR_
Zwei Ausstattungsgegenstände gehören wesentlich zu einem Fahrrad: das Pedal, um das Gefährt anzutreiben, und die Bremsen. Letztere – eine für vorne und eine für hinten – sind vorgeschrieben, aber eigentlich erklärt sich deren Sinn von selbst. Wer deren Funktionsprinzip außer Acht lässt, wird bald am eigenen Leib verspüren: Vorschriften haben sehr oft Sinn.
Treten und Bremsen also. Zum Radfahren-lernen gehört, das richtige Gespür zu entwickeln, damit man einerseits gut vorankommt, aber dann doch wieder rechtzeitig bremst, ehe man die Kontrolle verliert. Für kompliziertere Maschinen – Autos zum Beispiel – gilt es ja ähnlich: Gashebel und Bremse. Moderne Ausstattungen unterstützen mit automatischen Systemen. Etwa, weil das menschliche Grundgefühl für schnell und langsam, zwischen „Weiter!“ und „Stopp!“ nicht so gut ausgeprägt ist?
Es scheint, als täten sich Menschen zunehmend mit diesem Grundgespür schwer, vor allem wenn es um das gemeinsame Unterwegssein im Leben geht. Da wird nachgetreten und Gas gegeben, wenn eine Situation schon am Entgleiten ist: im hitzigen Streit dann noch ein Vorwurf, wenn die Wut schon kocht, noch eine Beleidigung. Oder in großem Rahmen: weiter anheizen, wenn das Klima schon am Kochen ist.
Es ist keine Schande, die Rücktrittbremse zu benutzen, wie sie alte Fahrradmodelle hatten, ehe die Gangschaltungen aufkamen – weil damals auf Schnelligkeit mehr Wert gelegt wurde als auf Verlangsamung. Aber: Auch Bremsen muss man können.
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