KOMMENTAR_
Die mit den besonderen Eigenschaften sind es, die einer ganzen Art das Überleben sichern können. Der Genetiker Markus Hengstschläger verweist gern auf das Beispiel des Birkenspanners – ein weißer, schwarz gesprenkelter Schmetterling, der auf Birken die ideale Tarnung findet. Aber wehe die Bäume werden schwarz, weil Feuer oder Industrieabgase sie verschmutzt haben. Sofort erspähen die Fressfeinde die hellen Spanner und aus ist es mit ihnen. Doch: Ein paar Prozent der Art sind stets dunkel gefärbt – und diese Minderheit bleibt unentdeckt und sichert der Art das Überleben in der Region.
Sollte solche Andersartigkeit nicht auch im Menschlichen ihren Nutzen haben – in den Prinzipien, Haltungen, Einstellungen, in den Lösungsansätzen für die Probleme der Welt? Gerade das Nicht-Übliche könnte zum Wertvollen, unter veränderten Umständen sogar Rettenden werden. Nicht unter allen Umständen sind dieselben Lösungen hilfreich.
Eine uniformierte Gedankenwelt nach dem Motto „Ich akzeptiere dich erst, wenn du mir gleich bist“, wäre kein gutes Ideal. Sie wäre so schädlich, wie es Monokulturen in der Landwirtschaft sind.
Echter Dialog will dem Gegenüber nicht die eigenen Ideale überstülpen. Er befreit aus gefährlicher Selbstsicherheit. Gott sei Dank. Es gibt ja auch noch die Schwarzen Birkenspanner.
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