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Ziel der Kasachstanreise des Papstes war nicht in erster Linie, Kasachstan zu besuchen, sondern das Weltreligionen-Treffen in der Hauptstadt Nur-Sultan. Wie bei jeder seiner Reisen wurde die Pressekonferenz auf dem Rückflug mit einer gewissen Spannung erwartet – Papst Franziskus ist ja bekannt dafür, dass er Dinge sagt, die ihm niemand vorformuliert oder bewilligt.
Aufhorchen ließen seine Äußerungen zu Waffenlieferungen an die Ukraine. Zunächst blieb er diplomatisch: Das sei eben eine politische Entscheidung. Dann legte er jedoch nach, dass Waffenlieferungen unter bestimmten Umständen moralisch akzeptabel sein könnten. Sich zu verteidigen, sei ein „Ausdruck der Liebe zum Land“. Unmoralisch nennt er Lieferungen, die darauf aus sind, „mehr Krieg zu provozieren ... oder Waffen loszuwerden, die nicht mehr gebraucht werden.“
Der Sozialethiker Wolfgang Palaver beschrieb in einer Diskussion kürzlich die Unterscheidung von Mahatma Gandhi zwischen gewaltfrei und feig. „Gewaltfrei“ hieße bei Gandhi nicht, alles mit sich machen zu lassen. Auch Jesu Aufforderung, die linke Backe hinzuhalten, sei nicht in diesem Sinn zu verstehen. Aber Vorsicht: Je länger ein Krieg dauert, umso stärker wird der Sog, die Logik des Angreifers zu übernehmen.
Monika Slouk
monika.slouk@koopredaktion.at
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