KOMMENTAR_
Zu den Kommentaren zum Grundeinkommen, Nr. 47
Liebe Susanne Huber, ich stimme nicht mit Ihnen überein, dass alle Menschen arbeitswillig sind. Es gibt leider immer Drückeberger, die nicht arbeiten wollen. Ich kenne viele, die sagen: „Ich bekomme vom Staat so viel, wie manche verdienen.“ Diese noch zu unterstützen, finde ich nicht für richtig. In der Bibel steht geschrieben, wer nicht arbeitet (nicht arbeiten will), soll auch nicht essen. Unterstützung für jene, die es brauchen, ist richtig, aber nicht für Drückeberger. Georg Ellinger, Burgkirchen
Heinz Niederleitner kritisiert das Bestreben in Richtung eines Grundeinkommens als „keine gute Idee“. Dem würde ich zwar beipflichten, aber das verwendete Argument halte ich für fatal.
Obwohl die Idee eines „bedingungslosen Lebensrechts“ nicht zu Unrecht bei vielen ChristInnen Anklang findet, ist der Vorschlag eines Grundeinkommens sozialpolitisch problematisch. Man braucht nur die 1.200 Euro mit zwölf Monaten und 8 Mio. EinwohnerInnen multiplizieren und landet bei über 100 Mrd. Euro, das übersteigt den Gesamthaushalt des Bundes. (...) Der Ansatz in Richtung einer bedarfsorientierten Mindestsicherung mit etwa 1 % der Kosten ist da jedenfalls erheblich sinnvoller. Dieses Erfolgsmodell einer Mindestsicherung ist aber ebenso – mit genau dem angesprochenen fatalen Argument – gekippt worden, es fehle „der Ansporn zum Schaffen“. Dieses Argument unterstellt, dass der Mensch letztlich gezwungen werden muss zu arbeiten, dass der Ansporn nicht im schöpferischen Tun selber liegt, sondern in der Triebfeder des Geldes. Es mag naiv anmuten, aber wenn wir den Menschen als Ebenbild Gottes ansehen, dann sollten wir das Schöpferische in unserem Menschenbild nicht hinter vorgehaltener Hand vom faulen Menschen verdrängen lassen. Alles, was gegenwärtig über „new work“ diskutiert wird, alles, was wir über die Mentalitäten junger Generationen wissen, alles, was über das Engagement älterer Menschen sichtbar ist: Das Argument ist zu bezweifeln und gehört aus der sozialpolitischen und wirtschaftspolitischen Debatte verbannt. Herbert Schustereder, Caritas Linz
Die Natur, Autos, Öl, Kohlen, Stahl, Tourismus und Konsumwahnsinn sind schon ausgezuzelt. Der Raubmenschkapitalismus stürzt sich jetzt auf die Sozialsysteme. Spitäler, Kurheime, Sozialversicherungsträger sollen Gewinne machen. Abbau, Zentralisierung und Zerstörung der staatlichen solidarischen Strukturen. Den ehemals klassischen Non-Profit-Unternehmen werden Daumenschrauben angelegt, und es wird zugedreht, bis keine Menschen mehr vor Ort bei den Menschen sind. (...). Die Verwaltung wird digitalisiert. Künstliche Intelligenz, Algorithmen, Datenbanken entscheiden über Leistungsgewährung. Neue Hüfte? Nein, die Alterspunkte waren zu hoch. Mal abwarten: Pay-Cards, Versicherungspolizzen, Blutwerte, Einkaufslisten, alles in Clouds abgespeichert und jederzeit rauszufiltern für Gewinninteressen. Wenn Sie ein Krankenbett brauchen, quälen Sie sich durch eine Hotline. Eine Computerstimme wird Sie durch das Menü geleiten. Die Menschen an den Telefonhörern mit Herzenswärme und Empathie wurden wegrationalisiert, sind nicht mehr da. Die Sozialversicherungslandschaft mit Hirn und Herz, nicht mehr da. Und die Regierung, der Nationalrat, die Wähler haben alle (blind) mitgemacht. Fritz Baumgartner, St. Georgen an der Gusen
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