KOMMENTAR_
Zu verschiedenen Leserbriefen:
Immer wieder bin ich verwundert und irritiert, wenn ich merke, wie reflexartig manche Katholik/innen abwertend auf Vertreter/innen der SPÖ reagieren. Alle Parteien dürfen in der KirchenZeitung zu Wort kommen – aber wenn eine Sozialdemokratin (eine Frau?) dran ist, wird heftig dagegen polemisiert.
Die unsägliche historische Gegnerschaft der Kirche zur Sozialdemokratie mit allen schrecklichen Folgen ist für manche offensichtlich noch nicht überwunden. Dazu gab es im Übrigen im Vorjahr eine Tagung mit hochrangigen Vertreter/innen, deren Dokumentation im Herbst als Sammelband erscheinen wird: Franz Gmainer-Pranzl/Martin Jäggle/Anna Wall-Strasser (Hg.), Katholische Kirche und Sozialdemokratie in Österreich. Ein (selbst-)kritischer Blick auf Geschichte und Gegenwart, Linz 2020. Eine Leseempfehlung für alle, die zum Überwinden historischer Feindbilder etwas beitragen wollen.
Mag.ª Anna Wall-Strasser, Gallneukirchen
Leute wie Herr Mag. Dedl scheinen immer noch zu glauben, die Kirche sei alleiniges Eigentum einer bestimmten Partei. Ich finde es sehr lobenswert, dass die KirchenZeitung alle politischen Richtungen zu Wort kommen lässt.
Dass sich Herr Dr. Hahn über einen Leserbrief einiger konservativer Geistlicher freut, sei ihm unbenommen. Was er aber immer wieder gegen Frauen in der Kirche einzuwenden hat, erschüttert mich. Abgesehen von der menschenverachtenden Abwertung der Frau würde ihm ein Blick in den Personalschematismus zeigen, wie notwendig die Arbeit der Frauen in der heutigen Kirche ist. (...)
Friedrich Lengauer, Rainbach
Zum „Wort der Woche“ in Ausgabe 23 und zu den Leserreaktionen darauf:
Ich finde es unverständlich, dass Pfarrer, die einen akademischen Grad vor ihrem Namen tragen, sich jedweder wissenschaftlich- theologischen Diskussion verschließen und sich stattdessen hinter einer Dogma-Mauer verstecken. Wenn Christen ihren Verstand an der Kirchentüre abgeben sollen oder wollen, dann ist das ein gefährlicher Schritt in Richtung Fundamentalismus, den man in jeder Religion zu Recht fürchtet. Jesus selbst hat sich vehement und revolutionär gegen – vermeintlich aus den Schriften abgeleitete – Gesetze und Vorschriften gewandt, die nicht den Menschen dienten (Sabbatfrage, Gleichnis vom barmherzigen Samariter). (...)
DI Dr. Gerhard HubmeR, Marchtrenk
Betroffen von der Angst und Mutlosigkeit im Leserbrief der Brüder im priesterlichen Dienst in der Kirchenzeitung (Ausgabe Nr. 25) drängt es mich zum Antworten. Auch die Kirche bedarf der ständigen Reformation. Unsere Kirchen wurden in den letzten Jahren immer leerer und auch die Bischöfe ermutigen, zu einer geistvollen Normalität zurückzukehren, d. h. die alte Normalität weist nicht in die Zukunft; Veränderung, Wandlung ist notwendig. (...) Die Geschwisterlichkeit durch die Taufe, die uns zu Brüdern und Schwestern und zu geliebten Söhnen und Töchtern Gottes macht, muss mehr in der Sprache und im Alltag unseres kirchlichen Lebens sichtbar und erlebbar werden. Papst Franciskus klagt immer wieder über den Klerikalismus und die strukturelle Macht in der Kirche. Wo ist der Schwung von Pfingsten, die Kraft und der Mut zur Veränderung, Neues zu wagen? Wagen wir im Vertrauen auf Gott und seinen Geist neue Wege in eine geistvolle (neue) Normalität, mit den Frauen an unserer Seite! (...)
Mag. Karl Gstöttenmeier, Altmünster
(...) Man kann sich im Internet über Themen und Vortragende dieser Tagung (aus der das Wort der Woche von Prof. Rahner stammt, Anm.) informieren und Johanna Rahner versicherte glaubwürdig, dass sie diese Diskussion führt, weil ihr die Zukunft ihrer Kirche am Herzen liegt. Die Vorstellung von starren, unveränderlichen Glaubensinhalten kann sie nicht hinnehmen und plädiert für Veränderungen hin zu einer Kirche, in der Frauen und Männer wirklich gleichberechtigt sind. Und dafür wird ihr in Leserbriefen vorgeworfen, sie verlasse mit ihren Ideen das Zweite Vatikanische Konzil und man verlangt gar, dieser Stimme der Vernunft und des Fortschritts keinen Raum zu geben. Doch hat nicht genau dieses Konzil auch mit manchen überkommenen Traditionen und mittelalterlichen Vorstellungen gebrochen? Der Redaktion der Kirchen-Zeitung ist zu danken, dass sie für eine gerechte Bewertung der renommierten Theologin eintritt und durch den Abdruck unterschiedlicher Meinungen zu einer Offenheit beiträgt. (...)
Siegfried Klinglhuber, per E-Mail
Auch wenn Frau Johanna Rahner Universitätsprofessorin für Fundamentaltheologie ist, kann sie Lehrmeinungen haben, die nicht mit der katholischen Lehre übereinstimmen. Das ist schon öfters der Fall gewesen, z. B. bei Adolf Holl, Eugen Drewermann, Hans Küng. Solchen Professoren, die eine eigene, selbstkonstruierte Lehre verkündeten, wurde dann auch die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen. Es ist gut, wenn wir an den Worten Jesu festhalten: „Du bist Petrus und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen.“
Rosa Hofstadler, Freistadt
Wenn sich fünf Pfarrer und ein Leser darüber mokieren, dass eine Theologieprofessorin dafür plädiert „unveränderliche Glaubensinhalte“ – sog. Dogmen – zu verändern, um auf Zeitfragen und Entwicklungen zu reagieren, dann entbehrt das nicht einer gewissen Komik. Wir sind ja nicht mehr im 19. Jh., in dem ein Großteil der Gläubigen ungebildet und brav untertänig war. Viele Katholiken im 21. Jahrhundert würden bei realistischer Betrachtung wohl am ehesten mit Spott reagieren, würde man ihnen ernsthaft vorzuschreiben versuchen, an die „Unfehlbarkeit des Papstes“ oder die „unbefleckte Empfängnis Mariens“ glauben zu müssen. Die starrköpfige Führungsschichte in der katholische Kirche will ja nicht einmal die Menschenrechte anerkennen, da wäre ja das Verändern von Dogmen direkt eine Zumutung.
Gerhard Winkler-Ebner, Leonding
Genau wegen dieser Meinungsvielfalt in der KirchenZeitung schätze ich diese sehr und habe sie seit 40 Jahren abonniert!
Ingeborg Weiß, Steyr
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