KOMMENTAR_
Dass mein Sohn einen unverkrampften und freudvollen Zugang zu Musik bekommt, war mir von Anfang an wichtig. So steht mein Klavier in seinem Zimmer, immer mit offenem Deckel und mit der Einladung: „Spiel, wenn du Lust hast!“ Dass es in einem Haus mit mehreren Parteien Regeln fürs Musikmachen gibt, ist klar. Zum Beispiel nicht morgens um 7 Uhr, nicht abends nach 20 Uhr. Als mein kleiner Musikus kürzlich am Samstag um 9.30 Uhr seine Klavier-Improvisationen zum Besten gab, stand ich im Vorzimmer und lauschte. Ach wie schön!, dachte ich mir. Er spielt. Laut und leise, beschwingt, rockig, zart. Was ihm halt grad einfällt. Ach ... – mein Schwelgen wurde durch ein wildes Gebimmel an der Haustür unterbrochen. Mein Nachbar – zwei Wohnungen weiter – läutete Sturm. Jakob hörte zu spielen auf. Ich öffnete. Der Nachbar sagte: „Das ist keine Musik! Das ist Lärm! Das ist Lärmbelästigung! Ich halte das nicht mehr aus – diesen Lärm!“ – Über alles andere hätte ich diskutiert, aber nicht darüber, ob das Musik ist oder nicht. Jetzt spielen wir ein bisschen weniger, aber aufhören können wir leider nicht. Es ist Musik!
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