KOMMENTAR_
Die Methoden werden immer raffinierter: jene der Taschendiebe, die Tricks der Werbung, die Slogans der Politik. Man setzt auf Raffinesse, wenn es mit Argumenten nicht klappen will. Aufpassen muss man, dass man nur ja niemandem auf den Leim geht. Die Verkaufsmethode scheint wichtiger als die Qualität der Produkte – und erst recht, ob ein Kunde dies wirklich braucht.
Das „Raffen“ steckt in der Raffinesse, und vom Raffen ist es nicht weit zum Rauben. Jemanden herumkriegen also, gleich wie.
Es ist schon besorgniserregend, wie die Raffinesse viel mehr Wertschätzung erfährt als der Inhalt: Die Raffiniertesten setzen sich durch, nicht die Besten. Gefährlich wird es, wenn es eine leere Raffinesse ist. Blendend im Auftreten, aber nichts dahinter. Noch gefährlicher, wenn böse Absichten im raffinierten Kleid daherkommen. Da wird ausgehorcht und nicht gehört, überredet und nicht überzeugt. Bloß um die Stimme oder das Geschäft geht es dann, nicht um den anderen und sein Wohl.
Auch von der Liebe sagt man, sie könne raffiniert sein. Es kommt darauf an, was sie im Schilde führt: ob wirklich Liebe im Spiel ist, oder ob jemand bloß sein eigenes Glück im Sinn hat. Raffinesse, die bloß herumkriegen will, ist räuberisch. Raffinesse, die hinter der Liebe steht, kann zum besonderen Spiel werden, die dem anderen aus der Verlegenheit hilft. Spannend, verlockend. Schön.
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