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Leopold Figl war eine beeindruckende Persönlichkeit als Politiker und als Mensch. Wir wären gut beraten, uns nicht nur an seine Weihnachtsansprache 1945 („Glaubt an dieses Österreich!“) oder das berühmte „Österreich ist frei“ von 1955 zu erinnern. Wir sollten auch nicht vergessen, dass dieser Mann – wie Vertreter auch anderer Parteien – im KZ schwerst gefoltert wurde.
Aber wenn es um eine Seligsprechung geht, wie das der St. Pöltner Bischof Alois Schwarz anregt, dann sollten die Kirche davon Abstand nehmen. Figl selbst hat das zweifellos nicht nötig. Und die heutige Kirche erspart sich ein paar unnötige und schädliche Diskussionen. Denn auch wenn man Figls persönlichen Glauben hervorhebt, kommt man an der Tatsache nicht vorbei, dass er auch für eine politische Partei steht. Bei der seligen Politikerin Hildegard Burjan kann man wenigstens darauf verweisen, dass sie eine Außenseiterin in ihrer Partei blieb (die es in dieser Form auch gar nicht mehr gibt) und einen Orden gegründet hat. Grundsätzlich jedoch muss die Kirchenführung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der unseligen Kooperation mit dem Dollfuß-Schuschnigg-Regime, auf Distanz zu jeder Parteipolitik achten. Wie wichtig das ist, zeigte die in Szene gesetzte Adventfeier im Parlament, die Jesu Mahnung (Mt 6,5) in Erinnerung brachte, nicht um des öffentlichen Lobes willen zu beten.
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