KOMMENTAR_
Niemand leidet gerne. Dass es nur ja nicht weh tut. Schmerzen mögen wir nicht. Leidensgeschichten sind nicht gerade jene, die man gerne liest. Und trotzdem: Die vorösterliche Zeit konfrontiert uns mit einer Leidensgeschichte – jener des Jesus von Nazaret (siehe die Texte der Liturgie vom Palmsonntag).
Sie führt so schmerzlich vor Augen, was sich oft und oft unter Menschen ereignet: dass sie einander weh tun. Dass ein Unglück sie trifft. Von Hass reden sie und von Gewalt, und wie die Freude kaputt gemacht wird. Und dass das Leben eben nicht läuft, wie man es sich wünscht.
Die Leidensgeschichte Jesu wird nicht vorgetragen, weil es um eine Verherrlichung von Leiden ginge. Als eine Erlösungsgeschichte wird sie vorgetragen. Weil es eine Hoffnung gibt, die trotz Leiden und Tod besteht. Es hat sich so viel Hoffnungslosigkeit unter den Menschen eingenistet. Die dunklen Erfahrungen von Krieg und Leid, von Gegeneinander drücken schwer aufs Gemüt. Wie da hoffen?
Trotzdem: Wir leben heute von der Hoffnung von Menschen, die zum Beispiel in den dunklen Jahren des Nationalsozialismus und des Krieges dennoch das Gute hofften. Sogar damals haben Frauen Kinder auf die Welt gebracht. Wir verdanken unser Leben den Menschen, die den Leidensgeschichten, in die sie das Leben warf, nicht ausgewichen sind.
Sie hofften in einer Haltung, die dem Abschiedswort Jesu nahe kommt: „In deine Hände lege ich meinen Geist!“ Vielleicht finden wir in den durchlebten Leidensgeschichten mehr an Hoffnung als in den billigen „Happy End“-Geschichten unserer Gegenwart.
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