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„Kinderverwahranstalt“ – so wurden früher einmal manche Kindergärten genannt. Das war damals insofern ehrlich, als es darum ging, Mütter aus der Arbeiterschicht für die Fabrikarbeit freizustellen. Der (Geld-)Adel hatte Kinderfräulein, und im Bürgertum pflegte man das verklärte Bild der Hausfrau, die sich am Herd um den Nachwuchs kümmern und sonst keine Wünsche haben soll.
All das ist lange her – aber leider nur zum Teil überwunden. Neben der Rolle der Frau, für deren Freiheit und Gleichberechtigung heute noch zu kämpfen ist, geht es auch um die Bedeutung des Kindergartens. Viel zu oft liegt der öffentliche Fokus nur auf dem Zeitmanagement, auch wenn wir von Betreuung statt von Verwahrung sprechen. Natürlich ist das ein wichtiger Aspekt, gerade auch, weil es um Erwerbsmöglichkeit und Lebensgestaltung der Eltern geht. Aber der Aspekt der Bildung bleibt unter dem Radar. Wo lernen Kinder Grundfertigkeiten im sozialen Umgang miteinander? Im Kindergarten. Wo werden Kinder aus Zuwandererfamilien integriert? Im Kindergarten. Wer bereitet Kinder auf die Schule vor? Der Kindergarten. Halt! Es ist nicht der Kindergarten, sondern es sind die dort tätigen Pädagoginnen (und ein paar Pädagogen). Wenn sie über Knappheit und mangelnde Unterstützung klagen (Bessere Kindergärten) und in Coronazeiten übersehen wurden, stimmt etwas nicht. Das fällt den Kindern und uns auf den Kopf.
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