KOMMENTAR_
Es wurde angenommen. So sagte es der Volksmund von einem Kind, das adoptiert wurde. „An Kindes statt“ wurde es angenommen, sagte man, und meinte: so, als wäre es ein eigenes Kind.
Wie schön wäre es, wenn man das von allen Kindern sagen könnte – und dass sie sich so in der Welt erlebten: Nicht bloß „leiblich“ auf die Welt gebracht, sondern dann auch angenommen. So etwas ist nicht Ereignis eines Tages oder weniger Monate, sondern eine Lebensangelegenheit. Das Mindeste ist es, das ein Mensch zum Leben braucht – seine Grundsicherung: Angenommen zu sein und gewollt. Und dass dieser Mensch Beachtung findet.
Und nicht nur Kinder: Menschen überhaupt brauchen das als ihren Lebensunterhalt, den Lebensboden, der sie von unten her hält. Angekommen und angenommen erfahren sie sich dann im Leben.
Wie schlimm das doch ist, dass so vielen Menschen auf der Welt dieser Boden verwehrt wird, dass man ihnen das Angenommensein verweigert, dass man den richtigen Pass dafür verlangt, und dass man die Tatsache, ein Mensch zu sein, nicht als hinreichenden Grund gelten lässt. Menschen wie Findelkinder, die keiner will. Während in einigen Teilen der Welt jeder Blechschaden einklagbar ist, erfahren sich Menschen ausgeschlossen. Auf der Welt zwar, aber nicht angenommen.
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