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Rund um den Gedenktag der heiligen Cäcilia, der Schutzpatronin der Kirchenmusik, der am 22. November gefeiert wird, stehen Chöre, Orgeln und Instrumentalgruppen im Mittelpunkt von „Cäcilienmessen“, die auch in Oberösterreich in zahlreichen Pfarren und Pfarrteilgemeinden gefeiert werden.
Um die 10.000 Menschen engagieren sich in den 487 oberösterreichischen Pfarren bzw. Pfarrteilgemeinden in einem der rund 600 Kirchenchöre, zu denen auch etwa 100 Kinder- und Jugendchöre zählen. Geleitet werden diese von den rund 800 ehrenamtlichen Chorleiter:innen – zum Teil werden die Chöre – vor allem die Kinderchöre – auch von mehreren betreut.
Für die instrumentale Gestaltung in den Kirchen sorgen neben den beruflichen weit mehr als 1000 ehrenamtliche Organist:innen und Instrumentalist:innen. Bei den Orgeln können Oberösterreichs Kirchen aus dem Vollen schöpfen: Mehr als 800 gibt es aktuell. Bis zu drei Orgeln – wie etwa im Linzer Mariendom – je Kirche. Die ältesten Orgeln stammen noch aus dem 17. Jahrhundert: Jene in der Wallfahrtskirche Hart in Pischelsdorf, gebaut 1628, in der Wallfahrtskirche Allerheiligen aus dem Jahr 1610 bis 1650, in der Filialkirche Altenburg in Windhaag bei Perg (um 1630), die Hauptorgel im Stift Schlägl aus dem Jahr 1633/34, jene in der Stiftskirche Baumgartenberg (1662) und jene in der Kaplaneikirche Kirchberg bei Kremsmünster (1682).
Weiterbildungen gut besucht
Informationen, Unterstützung bei der musikalischen Gestaltung von Gottesdiensten, Fortbildungsmöglichkeiten (Workshops, Sommerkurse) sowie Chor- und Orgelliteratur für den praktischen Gebrauch finden die Musiker:innen bei der Fachstelle Kirchenmusik der Diözese Linz. Mona Hartmann, die Diözesanbeauftragte für Kirchenmusik, kann den Trend zur Kirchenmusik nur bestätigen. Die Chorsingwochen und die Sommerorgelkurse seien in diesem Jahr gut besucht gewesen. „Es ist immer wieder erfreulich zu sehen, mit welchem Engagement, welcher Freude und Hingabe die Teilnehmer:innen bei unseren Weiterbildungen dabei sind und die Kirchenmusik vor Ort gestalten“, betont Hartmann. So etwa haben heuer im Sommer insgesamt 80 Sänger:innen an einer Chorsingwoche teilgenommen. Einstudiert werden dabei auch schwere Stücke: „Heuer war es der Lobgesang von Felix Mendelssohn Bartholdy, täglich wurde neun Stunden lang gesungen“, zeigt sich Hartmann von der Hingabe der Sänger:innen begeistert.
Wertschätzung enorm wichtig
Auch der Nachwuchs komme bei der Weiterbildung nicht zu kurz. Beim diesjährigen Orgelkurs für Jugendliche war der jüngste der 15 Teilnehmer:innen erst acht Jahre alt. Und bei den Sommerorgelkursen selbst waren 40 Organist:innen aus dem ganzen Land dabei. Es sei allerdings sehr wichtig, dass das Engagement der Sänger:innen und Instrumentalist:innen auch Wertschätzung in den Pfarren bekommt, denn sie prägen Liturgie und das Leben der Pfarre im großen Maße“, so Hartmann abschließend.
Konservatorium komplettiert Ausbildung
Den letzten Schliff erhalten die Kirchenmusiker:innen (Instrumentalist:innen und -sänger:innen) seit 32 Jahren im Konservatorium für Kirchenmusik der Diözese Linz, das im Linzer Petrinum angesiedelt ist. Um die 40 Studierende beginnen dort jedes Jahr die fünfjährige berufsbegleitende Ausbildung mit den Hauptfächern Orgel, Chorleitung und Gesang; abgeschlossen wird mit einem Diplom. Die Student:innen, die von sieben Lehrenden unterrichtet werden, sind zwischen 18 und 75 Jahre alt und kommen nicht nur aus Oberösterreich, sondern auch aus anderen Bundesländern.
Größter Kirchenmusiker
Als Oberösterreichs „größter“ Kirchenmusiker gilt Anton Bruckner, dessen 200. Geburtstag heuer gebührend gefeiert wird. Bruckner wurde 1824 in Ansfelden geboren, im Stift des Nachbarortes St. Florian musikalisch sozialisiert, gefördert und ausgebildet. In Linz entwickelte er sich zum umjubelten Orgelimprovisator und zu einem Komponisten mit unverwechselbarer Tonsprache. In der Landeshauptstadt erklingt seine Musik heute im renommierten Konzerthaus, das seinen Namen trägt, dort spielt das nach ihm benannte Orchester und dort lehrt und erforscht sie eine Universität, deren Namensgeber er ist.
Patronin durch Übersetzungsfehler
Die heilige Cäcilia ist die Patronin der Kirchenmusik. Sie soll um das Jahr 200 in Rom geboren worden sein. Schon als Kind soll sie Christin geworden sein und Jungfräulichkeit gelobt haben. Den Mann, mit dem sie ihre Eltern verheiratet haben, konnte sie davon überzeugen, sich taufen zu lassen und er willigte in eine Ehe in Keuschheit ein, nachdem er bei ihr einen Engel sah. Sie kümmerten sich gemeinsam um verfolgte Christen – schlussendlich wurden sie selbst deshalb hingerichtet. Bei Cäcilia soll sich dies aber als nicht einfach gezeigt haben. So habe ihr etwa kochendes Wasser nichts anhaben können. Drei Versuche, sie zu köpfen, misslangen, die „halsstarrige“ Römerin soll noch drei Tage bis zum 22. November im Jahr 230 überlebt haben und vermachte ihren Besitz ihrer Dienerschaft.
Ein Übersetzungsfehler dürfte Cäcilia ursprünglich zur Patronin der Kirchenmusik gemacht haben. Die junge Römerin im dritten Jahrhundert soll bei ihrer Hochzeitsfeier „im Herzen zu Gott gesungen“ haben, mit dem Wunsch, eine Ehe in Keuschheit führen zu können. Im entsprechenden lateinischen Text aus dem fünften Jahrhundert ist von „cantatibus organis“ die Rede. In der Antike bezeichneten „organa“ beliebige Instrumente, im Mittelalter wurde das Wort aber als Orgel übersetzt. Zugleich dürfte man Cäcilia selbst zur Musikantin gemacht haben.
Der Cäciliensonntag fällt auf den letzten Sonntag im Jahreskreis, den Christkönigssonntag. Der folgende Sonntag ist bereits der erste Advent, ein neues Chor- und Kirchenjahr beginnt.
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