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„Österreich ist ein tolles Land, um hier in einer Pandemie stecken zu bleiben. Es gibt viele gute Orchester hier!“, sagt Giedrė Šlekytė und lacht: „Es ist schön, dass ich geblieben bin!“
Die 33-jährige Künstlerin ist die Erste Gastdirigentin des Bruckner Orchesters Linz und für die Spielzeit 2021/22 engagiert. Šlekytė folgt in dieser Funktion Bruno Weil nach.
„Für mich ist dieses Orchester und das gesamte Team ein bestes Beispiel für Kreativität, Offenheit und künstlerische Freiheit“, meint die Dirigentin, die 1989 in Vilnius geboren ist.
Ihr Vater ist Mathematiker, ihre Muter Zahnmedizinerin. In ihrer Heimat Litauen hat sie ihre erste musikalische Ausbildung genossen, sie hat gemeinsam mit ihrer Schwester im Chor gesungen und Klavier gespielt. Es war die Chorleiterin, die ihr Talent erkannte und ihr eine musische Schule empfahl. In Graz, Leipzig und Zürich hat sie später Dirigieren studiert.
Als international gefragte Dirigentin arbeitete sie bereits mit vielen Orchestern im In- und Ausland zusammen. In Klagenfurt war sie erste Kapellmeisterin am Stadttheater. Giedrė Šlekytė wurde als Dirigentin mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Das Bruckner Orchester Linz hat sie schon mehmals dirigiert, das nächste Konzert findet am 30. März im Brucknerhaus statt. Auf dem Programm stehen Werke von Piotr I. Tschaikowski, Francis Poulenc und Sergei Prokofjew.
Was treibt die junge Dirigentin an? Was ist ihr wichtig? – Gute Musik zu machen, Interesse für baltische Musik zu wecken und neues Repertoire zu erforschen, nennt sie als Erstes. Bei ihrem ersten Konzert mit dem Bruckner Orchester war auch Musik von ihrer Landsfrau Raminta Sˇerksˇnyte˙ zu hören. Von der baltischen Komponistin hat die Gastdirigentin das Oratorium „Songs of Sunset and Dawn“ mit dem Litauischen Sinfonie-Orchester auf CD eingespielt. In Linz schätzt sie die Offenheit, die sie erlebt: „Wenn ich eine Sinfonie vorschlage, sind sie woanders eher vorsichtig. In Linz heißt es: ‚Ja, machen wir!‘ Es ist viel Neugierde da, das ist sehr wichtig!“
Dirigentinnen sind noch rar. Und beim Neujahrskonzert wartet man immer noch auf die Premiere einer Frau am Pult. Auf das Thema „Dirigentinnen im Musikgeschäft“ angesprochen, meint sie: „Dass wir Mädchen sind, war in unserer Kindheit kein Thema. Wir – meine Schwester und ich – sind beide emanzipiert, wir sind immer respektiert worden, so sind wir erzogen worden. In puncto Frauenrechte ist schon viel passiert, wir müssen noch dorthin, dass es einfach kein Thema mehr ist, ob jemand Mann oder Frau ist“, erklärt Giedrė Šlekytė. Die Dirigentin am Pult geht ihren Weg – Linz ist ein Teil davon.
In Vilnius geboren, begann Giedrė Šlekytė ihre Musikausbildung am Nationalen Mikalojus Konstantinas Cˇiurlionis Kunstgymnasium. Sie studierte Dirigieren an der Kunstuniversität Graz, der Hochschule für Musik und Theater Leipzig sowie an der Zürcher Hochschule der Künste.
Als international gefragte Gastdirigentin arbeitete Giedrė Šlekytė u. a. bereits mit Royal Stockholm Philharmonic Orchestra, Swedish Radio Orchestra, Bruckner Orchester Linz, Sächsische Staatskapelle Dresden, Konzerthausorchester Berlin, hr-Sinfonieorchester Frankfurt, Orchestre Philharmonique de Radio France, Orchestre de chambre de Paris, RTV Slovenia Symphony Orchestra, Lithuanian National Symphony Orchestra, Teatro Comunale di Bologna, MDR-Sinfonieorchester, Gothenburg Symphony Orchestra, Royal Northern Sinfonia, Wiener Symphoniker, Mozarteumorchester Salzburg, Netherlands Philharmonic Orchestra und Orchestre Philharmonique de Luxembourg.
Giedrė Šlekytė ist Preisträgerin des Internationalen Malko-Dirigentenwettbewerbs 2015 und erhielt 2013 beim Internationalen Dirigierwettbewerb Solon Michaelides in Zypern den 2. Preis (ein 1. Preis wurde nicht vergeben). Sie wurde für den Young Conductors Award der Salzburger Festspiele 2015 und als „Newcomer des Jahres“ bei den International Opera Awards 2018 nominiert.
Konzerttipp: 30. 3., AK-Classics, Spiel der Farben, Brucknerhaus, Bruckner Orchester Linz mit Šlekytė u. a. mit Konzert für Orgel von Francis Poulenc, Orgel: Wolfgang Kogert.
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