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„Dieses Stück hat die Kraft, Menschen zu verändern“, meint Musicaldarsteller Mathias Edenborn. Er beeindruckt im Stück „Wie im Himmel“ als Hauptdarsteller Daniel Daréus. Schwedens wohl bekanntester Film wurde durch Drehbuchautor Kay Pollak selbst zu einem bewegenden Musical umgeschrieben, Fredrik Kempe hat die Musik dazu komponiert. Dem Landestheater Linz gelang es, die Rechte für die deutschsprachige Erstaufführung dieses Hit-Musicals zu erhalten, Musicalchef Matthias Davids inszeniert.
„Das Musical beschreibt die Menschlichkeit und menschliches Verhalten. Wenn Gefühle herauskommen, ist das, als würde sich Gift in Nektar verwandeln. Es ist wie eine Reinigung“, erlebt es Hauptdarsteller Mathias Edenborn. Im Musical gelingt das Kunststück, alle Individuen zu vereinen, sie in ihrer Verschiedenheit zu belassen und doch für eine gemeinsame Sache begeistern zu können. „Ich sehe das auch als Sinnbild für unsere Gesellschaft. Zum Beispiel jetzt bei Geimpften und Ungeimpften: dass es hier keine Spaltung gibt und Veränderung möglich ist. Meine Hoffnung ist, die Leute sehen das Stück, gehen nach Hause, trinken einen Tee und sagen: Ich kann mich auch verändern.“
Das Stück setzt auch im Publikum viele Emotionen frei. Standing Ovations sind an der Tagesordnung. Etliche Zusatzvorstellungen wurden eingeschoben. Für den Sänger Mathias Edenborn ist das kein Problem. „Ich bin in Hamburg achtmal in der Woche aufgetreten. Ich bin daran gewöhnt. Die Stimme kann viel ertragen. Das Wichtigste ist, loszulassen, zum Beispiel auch seine Ängste vor dem Scheitern. Das spielt sich alles im Kopf ab und diesen Gedanken darf man nicht freien Lauf lassen, die muss man trainieren. Das habe ich auch von meiner Mutter gelernt“, erzählt er im Gespräch.
Singen selbst setzt vieles im menschlichen Körper und Gehirn in Gang, Glücksgefühle sind so gut wie garantiert. Deshalb gibt es viele Chöre und Chorleiter/innen, die nun Workshops unter dem Motto „Wie im Himmel“ anbieten. Dass das Stück auch am Theater so erfolgreich ist, freut Mathias Edenborn sehr: „Ich glaube, dass das genau das ist, was die Welt jetzt braucht. Es hat etwas Magisches!“, meint der Sänger aus Schweden, der in Hamburg lebt und jetzt in Linz auf der Bühne steht. – Und wie es aussieht, noch für längere Zeit.
Die Geschichte aus dem gleichnamigen schwedischen Film ist vielen bekannt: Star-Dirigent Daniel Daréus kehrt nach einem Herzinfarkt zurück in das Dorf seiner Kindheit, nach Ljusåker im Norden Schwedens. Er gibt sich dort nicht zu erkennen, legt sich ein Pseudonym zu. Obwohl er als Kind im Dorf ein schweres Leben hatte, gehänselt und sekkiert wurde, zieht es ihn zurück in die alte Heimat. Zunächst widerstrebend wird er Kantor und übernimmt auch die Leitung des Kirchenchors. Der (evangelische) Pfarrer freut sich zunächst über diese Entwicklung. Mit eigenwilligen Methoden gewinnt der neue Kirchenchorleiter die bunte Sängerschar, schafft es, sie für das Singen zu begeistern und dass sie ihrer eigenen Stimme trauen. Die Eigendynamik, die Daréus in Gang setzt, bringt auch die bestehende Ordnung ins Wanken. Wunden und Risse der Chor- und Dorfgemeinschaft werden sichtbar und offen angesprochen. Das schafft Konflikte, wirkt aber auch befreiend. Auf der Bühne wird den Emotionen freier Lauf gelassen. Freude, Trauer, Angst, Verzweiflung und Einsamkeit haben Platz und erreichen das Publikum. Der Film endet zwar mit dem Tod des ehemaligen Stardirigenten in den Armen seiner Freundin Lena (Celina dos Santos), der Chor tritt währenddessen bei einem Chorwettbewerb auf. Trotzdem geht man mit einem Gefühl der Leichtigkeit aus dem Saal und der Hoffnung, dass alles gut werden kann auf dieser Welt.
Karten: Musiktheater, Tel. 0732 76 11-400
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