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Was bedeutet die aktuelle Situation des Lockdowns für Sie als Künstler und Mensch?
Hartmut Hintner: Während der Krise im Frühjahr habe ich die Zeit genutzt, die seit langem geplanten Kataloge „Sakral“ und „Profan“ zu entwickeln. Natürlich habe ich – wie viele andere Künstler – versucht, diese Krise in Formen, Objekten und Bildern darzustellen. Die Zeit des Lockdowns ermöglicht es auch, Dinge neu zu sehen, neu zu denken. Selbstverständlich leben wir, so wie alle Kunst- und Kulturschaffenden, aber vom Publikum! Die Zeit, in der Vernissagen, Konzerte und Veranstaltungen wieder möglich sein werden, wird kommen, denn das ist für mich auch eine Art Nahrung für die Seele und somit etwas Heiliges. Jetzt Sakralräume zu besuchen, Kunst im Privatraum zu erleben, bleibt für jeden weiterhin möglich – und das ist heilsam und tragend.
Welchen Stellenwert haben Arbeiten im Sakralraum für Sie als Künstler?
Hintner: Einen Sakralraum gestalten zu dürfen, ist eine große Herausforderung und auch Verantwortung. Die Bedeutung neuer Formen und Objekte in einen historischen Kontext einzubringen, ist für mich tatsächlich eine Erfüllung. Wenn dieses gelingt, wie – ich glaube – zum Beispiel in der Schulkapelle der Franziskusschulen in Vöcklabruck oder im neuen Kirchenraum der Pfarrkirche Vöcklamarkt, darf man schon sehr zufrieden und dankbar sein. Inspirierend ist die Zusammenarbeit mit dem Kunstreferat, richtungsweisend die Auseinandersetzung mit den Menschen vor Ort, welche als Initiatoren für eine Neugestaltung dieser Räume viel Energie aufwenden. – Dies alles in eine gelungene Gesamtgestaltung zu bringen, die funktioniert und vor Ort angenommen wird, ist herausfordernd und bedeutet mir viel.
Hat sich durch die Arbeiten im Sakralraum für Sie etwas verändert oder verdichtet?
Hintner: Ich merke immer mehr, wie wichtig es für viele Menschen und auch für mich selbst ist, Räume, Objekte, Formen, Farben und Inhalte mit inspirierender und zeitgemäßer Formensprache vorzufinden, um hier Antworten für die unterschiedlichsten Fragen und Herausforderungen des Lebens zu erhalten. Es ist wichtig, dass Menschen in gut gestalteten Sakralräumen einen Ort vorfinden, wo sie zur Ruhe kommen können, wo sie zusätzlichen Mut zum Leben erlangen. – Auch in einer Zeit, in der kein Gottesdienst, keine Wortgottesfeier stattfindet und man alleine eine Kirche, Kapelle oder einen Friedhof besucht. Ich denke aber auch, dass es zu wenig ist, nur gute künstlerische Sakralräume zu gestalten. Die Kirche sollte noch mehr in Bewegung kommen und sich endlich den großen Herausforderungen der Gegenwart stellen und Dinge verändern.
Welchen Platz nimmt die sakrale Kunst in Ihrem Gesamtschaffen ein?
Hintner: Sakrale Kunst zu gestalten, ist mir ein sehr persönliches Anliegen. In dieser Thematik fühle ich mich sehr wohl, das reicht schon in meine Kindheit zurück: aufgewachsen und geprägt in einer religiösen Familie in einem Südtiroler Bergtal auf einem kleinen Bauernhof. Ich arbeite nicht nur in sakralen Räumen, sondern gestalte auch freie Objekte. Zurzeit beteilige ich mich an einem Wettbewerb zur künstlerischen Gestaltung von Autobahnpfeilern.
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