Ein Heiligtum der besonderen Art am Kalvarienberg von St. Margarethen bei Linz

Hoch über der Donau, am Eingang zum Zaubertal, liegt der 1654–1658 von den Jesuiten errichtete und 1759 erneuerte Kalvarienberg mit der eindrucksvollen, weithin sichtbaren Kirche, der Nachbildung des Heiligen Grabes und der Maria-Thal-Kapelle mit ihrer gotischen Gnadenstatue. Die Kreuzwegstationen begannen ursprünglich an der Donaulände beim sogenannten Urlaubstein, doch wurden sie an der Straße bereits 1789 aufgelassen. 

Die Hl. Helena

Heute steht am Beginn des Kreuzwegs eine Kapelle mit der Statue der hl. Helena, der Mutter des römischen Kaisers Konstantin. Diese fand der Legende nach im Jahr 325 in Jerusalem das Kreuz und das Grab Christi, über dem ihr Sohn die Grabeskirche erbauen ließ. Die Steinfigur ist ein Frühwerk von Johann Scheidl (1823–1890), der in Salzburg zahlreiche Kirchenausstattungen schuf. Am Giebel der Kapelle wendet sich eine Inschrift an den „reumüthigen Sünder“, der hier „durch die andächtige Betrachtung des bitteren Leidens und Sterbens unseres Heilandes und Erlösers Jesu Christi [...] die heiligen Kreuzweg-Ablässe“ erlangen könne. Die folgenden, den Berg hinaufführenden Doppelkapellen entstanden zwischen 1844 und 1850. 

Der Passionsweg

Die Ölbergszene schnitzte Franz Xaver Schneider, der zuvor die Kreuzwegstationen in Gramastetten und St. Peter bei Freistadt geschaffen hatte. Nachdem er 1847 starb, führte sein Schüler Franz Liebert die restlichen Stationen aus, ebenso die fast lebensgroße Kreuzigungsgruppe. Die drei Kreuze stehen oberhalb der Kirche in einer bühnenartigen, von einer Balustrade begrenzten Giebelkapelle. Christus hängt ruhig und mit gesenktem Haupt in der Mitte, während die beiden Schächer heftig bewegt sind. Der eine wendet sich dem Heiland zu und erlangt von ihm die Zusicherung, noch am selben Tag mit ihm im Paradies zu sein (Lk 23,39–43), während der andere den Kopf wegdreht. 

Dismas und Gestas

Die Namen der beiden Mitgekreuzigten finden sich in den Acta Pilati 9,4, dem ersten Teil des apokryphen Nikodemus-Evangeliums aus der Zeit um 310–350. Hier wird der gerettete Schächer Dismas genannt, der andere Gestas. Das arabische Kindheitsevangelium aus dem 6. Jahrhundert berichtet, dass Dismas die Heilige Familie auf der Flucht nach Ägypten in sein Haus aufgenommen habe, weshalb ihm bei seiner Hinrichtung die Gnade der vollkommenen Reue zuteilwurde. Er wird in Zypern, aber auch in Süddeutschland als Heiliger verehrt. Sein Gedenktag ist der 25. März. 
Zu dieser Hauptgruppe kamen erst 1902 die Figuren von Maria, Johannes und Maria Magdalena und der gemalte Hintergrund mit einer Ansicht der Stadt Jerusalem hinzu.