Lesen Sie alle Beiträge zum Schwerpunkt Brucknerjahr 2024
Von 1984 bis 2024 wurde die Orgellandschaft in Oberösterreich um 195 Orgelneubauten bereichert. In Zukunft werden dies deutlich weniger sein, momentan sind keine neuen Orgeln beauftragt.
Umso größer ist die Freude, dass am Wochenende in Weißkirchen bei Wels die Klänge einer neuen Orgel den Kirchenraum erfüllten: Im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes und unter reger Teilnahme der Pfarrbevölkerung weihte Abt Ambros Ebhart OSB im Beisein zahlreicher Ehrengäste der Diözese Linz, des Stiftes Kremsmünster und des Orgelbauteams der Firma Linder aus Oberbayern am Sonntag, 19. Jänner die neue Kirchenorgel. Am Nachmittag fand zudem ein furioses Orgelkonzert von Gustav Auzinger statt.
Im Jahr 1824 erklang in der spätgotischen Kirche zum ersten Mal eine mechanische Pfeifenorgel. Sie bestand vermutlich aus neun Registern. Zwei Jahrzehnte später wurde diese Orgel repariert und verändert. Etwas, das sich im Laufe der Jahre mehrmals wiederholte. Auch bauliche Veränderungen am und im Kirchengebäude wurden immer wieder vorgenommen, etwa ein Zwischengeschoß – eine zweite Empore – eingezogen, ein Außenaufgang angebaut.
1905 erfolgte eine weitere Innenrenovierung und eine neue Orgel von Johann Lachmayr wurde aufgestellt. Sie umfasste 16 Register im neugotischen Gehäuse von 1895. Es folgten weitere Verändungen, Umbauten, Generalsanierungen. 1989 war klar: Vom ehemaligen Klangdenkmal war nicht mehr viel übrig. Aufgrund der bereits hohen Kosten der Kirchenrenovierung entschied sich die Pfarre damals für die Anschaffung eines elektronischen Provisoriums: Lautsprecher und Pfeifenattrappen aus Kunststoffröhren imitierten jahrelang den Orgelklang.
Seit 2009 liefen in Weißkirchen Pläne für einen Orgelneubau. Die Fachstellen der Diözese Linz entwickelten gemeinsam mit den Pfarrverantwortlichen und dem Pfarrgemeinderat ein Orgelkonzept. 2021 wurde von der Diözese Linz die Genehmigung erteilt, in den Sommermonaten bis in den Herbst 2024 wurde die neue Orgel aufgestellt.
Beauftragt wurde die Orgelbaufirma Linder, den Entwurf für das Orgelprospekt – das äußere Erscheinungsbild der Orgel – gestaltete Künstler Heribert Friedl. Mit der Methode der Brandmalerei wurden folgende Wörter in das Holz gebrannt: „Mirabilis Sonus tuus ad te neos in Aeternum comitabitur“ (Übersetzung: „Dein wunderbarer Klang wird uns in die Ewigkeit zu dir begleiten“).
Künstlerisch wird hier auf die Aufgabe des Instruments verwiesen: „Jedes Mal, wenn die Orgel erklingt, eröffnet sich die Möglichkeit, die Ewigkeit zu erfahren, so wie bei den Bildern in der Kirche und im Akt der Liturgie“, sagt dazu Kunstvermittler Hubert Nitsch.
Siegfried Adlberger, Glocken- und Orgelbeauftragter der Diözese Linz, ließ sich diesen Festakt nicht entgehen. Er hat die Pfarre betreut und ist insgesamt für 1.000 Glocken(-türme) und 800 Orgeln in der Diözese Linz zuständig. Dass die Orgel als Liturgieinstrument auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielt, ist Motor und Antrieb für seine Arbeit. Wenn dann, wie in Weißkirchen, eine neue Orgel erklingt, ist die Freude sichtlich groß – bei ihm und allen Beteiligten in der Pfarre.
Lesen Sie alle Beiträge zum Schwerpunkt Brucknerjahr 2024
BÜCHER_FILME_MUSIK
KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>
MEIST_GELESEN