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„Wir sind jetzt in der entscheidenden Phase, ein Teil der Arbeiten ist schon fertig!“, erzählt Pfarrassistent Wolfgang Froschauer. Letzte Woche war er noch in Quarantäne, jetzt darf er wieder die eigenen vier Wände verlassen. Trotz Corona-Krise sind die Arbeiten im Kirchenraum zügig vorangeschritten. Die Pfarrkirche Pollham wurde heuer mit tatkräftiger Unterstützung der Pfarrgemeinde renoviert und saniert. Die Pfarrgemeinde hat sich auch dafür entschieden, die liturgischen Orte künstlerisch neu gestalten zu lassen. Dafür ist man im Vorfeld durchs Land gereist und hat sich künstlerische Neugestaltungen angeschaut, berichtet Froschauer: „Die Rolle der Kunst im Kirchenraum ist sehr spannungsgeladen. Von ‚Es darf nichts kosten’ und ‚Das machen wir selber’ war alles da. Aber das darf auch sein! Es zeigt, wie unterschiedlich die Wahrnehmungen in Bezug auf die Rolle der Kunst ganz allgemein sind.“ Über die Zusammenarbeit mit Judith Fegerl ist Froschauer glücklich: „Das wird was ganz Tolles!“, ist er überzeugt. Mit Fegerl hat man eine Künstlerin gefunden, die eine mutige Neugestaltung vorschlug. Die Künstlerin sagt dazu: „Ich war schon sehr überrascht, dass sich die Pfarre für meinen Entwurf entschieden hatte. Ich habe mich damit schon eher aus dem Fenster gelehnt, umso größer war aber auch die Freude darüber.“
Der Ausgangspunkt ihrer Überlegungen war einerseits der Wunsch der Gemeinde nach Flexibilität, das heißt, dass der Altar für Kulturveranstaltungen an einen „Ersatzort“ verschoben werden kann, und andererseits die Anforderung der Diözese nach fest verankerten liturgischen Orten. Judith Fegerl beschreibt ihren Entwurf so: „Entlang von leitenden Linien habe ich einen Steck-Plan für die Kirche erstellt, der sowohl die regulären Positionen der liturgischen Objekte bestimmt als auch Ersatzorte definiert. Diese Ersatzorte sind wiederum durch leitende Linien mit den Ursprungsorten verbunden und ziehen sich durch den ganzen Kirchenraum.“
Ein Netzwerk an Linien verbindet die feiernde Gemeinde, die Vorsteher der Liturgie und die liturgischen Orte wie Altar und Ambo. Dieses gezeichnete Netzwerk bildet für Fegerl das Fundament der Kirchengemeinde und ihrer Bedürfnisse, Aktivitäten, ihrer Energie, ihres Zusammenhalts und ihrer Verbindungen ab. Fegerl sagt dazu: „Altar, Tabernakel, Ambo, Sitze, Tauf- bzw. Weihwasserbecken und Beichtort werden in dieses Netzwerk eingefügt und stellen damit die nötigen Verbindungen und Brücken her, um einen geschlossenen Kreis zu erzeugen.“ Die leitenden Linien werden als Messing-Einlegearbeiten in den Terrazzo-Boden eingebracht werden, genauso wie vertiefte Plättchen, um Plätze für Altar, Ambo, Taufbecken und Sitze zu markieren und zu „verankern“.
Gefragt, wie sie in der Pfarrgemeinde aufgenommen wurde, meint Judith Fegerl: „Ich wurde herzlich aufgenommen und das tolle Engagement aller im Projekt involvierten Menschen ist sehr beeindruckend. Ich würde sagen, wir sind Freunde geworden, es gibt eine gute Gesprächsbasis, Vertrauen und Interesse auf beiden Seiten.“ Dass es auch Streitpunkte gab, verschweigt sie nicht: „Es ist natürlich eine Baustelle – und da staubts auch manchmal. Durch diese intensive Auseinandersetzung und die Zusammenarbeit sind wir jetzt irgendwie verbunden. Durch das Verwirklichen einer künstlerischen Arbeit bleibt auch ein Teil von mir dort. Das finde ich sehr schön so.“ Die Corona-Zeit habe von allen Beteiligten noch mehr Einsatzwillen und Geduld gefordert, aber immer seien Wege und Lösungen gefunden worden, um weiterzumachen, erzählt Judith Fegerl. Noch sind die Arbeiten im Kirchenraum in vollem Gange. In etwa sechs Wochen könnten diese abgeschlossen sein, hofft Froschauer.
Bildtexte:
Miteinander verbunden. Die Skizze des Altarraums zeigt, dass die feiernde Gemeinde in Form der Leitlinien miteingebunden wird. „Eucharistie ist nur dann vollständig, wenn es die feiernde Gemeinde gibt“, sagt Pfarrassistent Wolfgang Froschauer und erinnert an die „Participatio actuosa" (Sacrosanctum Concilium).
Putz abschlagen, Stemmarbeiten für neue Installationen durchführen, davor die Heiligenfiguren und den Kreuzweg abnehmen, die Kirchenheizung abbauen, die neue Wandheizung installieren: An die 3.500 Stunden hat die Pfarrbevölkerung an Eigenleistung bis jetzt erbracht.
Neu gestaltet werden die liturgischen Orte aus Messing und Birnenholz: hier das Taufbecken und der Altar. Leitlinien aus Messing werden im Terrazzo-Boden verlegt und verbinden die verschiedenen Orte im Kirchenraum und die Gemeinde miteinander.
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