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Die Rieder Volkszeitung war in den 1950er- und 1960er-Jahren das „Leitmedium“ des Innviertels. Wolfgang Marschall, lange Jahre Lehrer am Rieder Gymnasium und journalistisch tätig, hat sich durch 20 Jahrgänge des Wochenblattes gelesen und Erstaunliches, aus heutiger Sicht viel Erheiterndes zu Tage gefördert. Spannend ist dabei die Rasanz der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen, die bis ins letzte Innviertler Dorf gedrungen sind. Da wurde etwa für die Landwirte Kunstdünger als wahres Wundermittel propagiert. Was dieser für die Felder, war die Maggi-Suppe für die Küche. Das Vertrauen in den Fortschritt war grenzenlos: Vorstudien aus den USA, wo man an atomkraftbetriebenen Kunstherzen forschte, ließen Herzkranke hoffen. Tapfer hat die katholisch-konservative Zeitung „Riada Ratschn“ gegen Sex and Crime im Kino gekämpft, doch trotz der Aktion „Der gute Film“ stand sie auf verlorenem Posten. Übrigens: 1958 besuchten 75 Prozent der Jugendlichen am Land die Sonntagsmesse. Marschall unternimmt informative und unterhaltsame Streifzüge durch alle Lebensbereiche, die Stoff zum Schmunzeln, aber ebenso für anregende Gespräche bieten.
Wolfgang Marschall: Eine Luftmatratze muss her. Dorfwirtschaftswunder 1950. Salzburg 2020, 205 Seiten, € 24,–.
„Raus aus dem Schneckenhaus!“ heißt das neue Buch von Pater Martin Werlen, der KirchenZeitungs-Leser/innen als Autor der heurigen Serie in der Fastenzeit bekannt ist. Einige der dort bereits ausgeführten Gedanken hat er auch in das vorliegende Buch übertragen, das sich den „Pharisäern“ in der Kirche widmet. Natürlich weiß Werlen, dass das Wort heikel ist: Die historische Personengruppe erscheint in den Evangelien bewusst negativ. Das hat Vorurteile bedient und wird von Juden zum Teil als Angriff gewertet. Darauf zielt Werlen aber nicht ab: „Die Haltung erstarrter Frömmigkeit fassen wir der Einfachheit halber zusammen mit dem Begriff ‚Pharisäer‘.“ Das Herz des Pharisäers „ist in sich selbst verkrümmt wie ein Schneckenhaus“, schreibt der Benediktiner. Mit Gedichten von Silja Walter und Gleichnissen aus der Bibel erschließt er diese Haltung und zieht Vergleiche mit der kirchlichen Gegenwart: „Ich behaupte, dass die meiste Kommunikation von kirchlichen Führungskräften vor allem die Pharisäer im Blickfeld hat.“ Aber Werlen verweist auch auf einen, der den „Ausstieg“ geschafft hat: Paulus von Tarsus. Hoffnung gibt es also für jeden.
Martin Werlen: Raus aus dem Schneckenhaus! Freiburg/Br. 2020, 173 Seiten, € 20,60.
„Die Vierzehn Nothelfer sind wohl das eleganteste Modell, das sich im Zuge der katholischen Heiligenverehrung herausgebildet hatte“, schreiben die Autoren Markus Hofer und Andreas Rudigier in ihrem gleichnamigen Buch. Die Nothelfer waren für Menschen früherer Zeiten wie ein Versicherungspaket gegen allerlei Unbill des Lebens: Liebesleid, Hagel, Halsweh und Kriegswirren. In unsicheren Zeiten verkörperten die Heiligen eine Art Gewissheit, dass das Gute über das Übel siegt und dass es für jede Krise einen Fürsprecher gibt. Im gesamten deutschen Sprachraum findet man mehr als 800 Kultstätten der Heiligenverehrung. Das Buch legt einen Fokus auf Vorarlberg, zeigt aber ganz allgemein die Geschichte und Praxis der Heiligenverehrung auf, stellt die Heiligen mit ihren Legenden und ausgewählte Kunstwerke dazu vor. Zu den Nothelfern zählen: Achatius, Barbara, Blasius, Eustachius, Margareta und ... – wie viele können Sie auf Anhieb nennen? Das Buch verrät alle Namen, Wunder und Legenden und theologische Hintergründe dazu
Markus Hofer/Andreas Rudigier: Die vierzehn Nothelfer. Das himmlische Versicherungspaket. Innsbruck 2020, 192 Seiten, € 24,95.
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