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Ausgangspunkt für das nach Schockenhoffs Tod im Vorjahr erschienene Buch zur Sexualethik, war ein Vortrag bei der Deutschen Bischofskonferenz. Die Sexualethik ist auch Thema des Synodalen Weges dort. Schockenhoff verwendet in seinem Werk, an dessen Anfang er nüchtern die Wahrnehmung von Sexualität heute analysiert, viel Raum für die Darstellung der Entwicklung der kirchlichen Sexualethik. Das hat seinen guten Grund, wird es doch dadurch möglich, die Sexualethik nicht mehr als unabänderliche, immer gleichgebliebene Lehre zu sehen. Von besonderem Interesse sind freilich die Windungen im 20. Jahrhundert, vor allem die kritische Sicht auf die Enzyklika „Humanae vitae“ und die sogenannte „Theologie des Leibes“ von Johannes Paul II.
Das Buch bietet weiters Einblicke in die Forschungsergebnisse der Humanwissenschaften und eine biblische Perspektive. Herzstück sind die Diskussion von Sexualität als Sprache sowie Ehe und Familie. Hier legt Schockenhoff ein Plädoyer für das Leitbild der ehebezogenen Familie ab. Insgesamt ist das Buch im Sinne von Papst Franziskus darauf ausgerichtet, zunächst das Positive zu sehen und einen realistischen Blick zu wahren: „Nicht jede sexuelle Begegnung eines Paares muss zeugungsoffen bleiben; auch das lustvolle Erleben des eigenen Körpers (heute oft self sex genannt) kann einen verantwortlichen Umgang mit der eigenen Sexualität darstellen, vor allem dann, wenn jemand allein lebt oder Rücksicht auf den Partner/die Partnerin nehmen muss. Schließlich können auch gleichgeschlechtliche Handlungen positive Sinnwerte verwirklichen, insofern sie ein Ausdruck von Freundschaft, Verlässlichkeit, Treue und gegenseitiger Unterstützung ‚in guten und in schlechten Tagen‘ sein können.“ (Zitat von Seite 312)
Leider bricht das letzte Kapitel, in welchem es konkret um voreheliche Lebensgemeinschaften, gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften, Sexualität von Menschen mit Beeinträchtigungen sowie absolut verbotene Phänomene (Missbrauch ...) hätte gehen sollen, unvollendet ab. Trotzem ist das Buch in vielerlei Hinsicht lesenswert.
Eberhard Schockenhoff: Die Kunst zu lieben. Unterwegs zu einer neuen Sexualethik, Herder Verlag, 484 Seiten, € 49,40.
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