Kunst in Oberösterreich

Nicht nur der heilige Markus hat einen Löwen

ALT_KOSTBAR

Linz beherbergt eine interessante Darstellung des Kirchenvaters Hieronymus.

Ausgabe: 05/2023

31.01.2023

- Lothar Schultes

Der heilige Hieronymus
© SCHLOSSMUSEUM LINZ

Zu den Schätzen des Linzer Schlossmuseums gehören zwei doppelseitig bemalte Altarflügel mit der Verkündigung Mariens auf der Außen- und den Heiligen Veit und Hieronymus auf der Innenseite. Es handelt sich um Werke des Meisters des Friedrichsaltars, der seinen Namen dem großen Doppelflügelaltar im Wiener Stephansdom verdankt. Dieser stammt aus Wiener Neustadt und ist mit „AEIOV“, dem Wahlspruch Kaiser Friedrichs III., und dem Datum 1447 bezeichnet.

Mitarbeiter am Werk

Der Maler hatte mindestens einen Mitarbeiter, von dem auch die Linzer Bilder stammen. Sie sind in den fließenden Falten und den fast ornamentalen Säumen noch dem Schönen Stil verbunden. Ihre vermutete Herkunft aus dem Augustiner-Chorherrenstift St. Florian ist bisher nicht belegbar. Es wäre denkbar, dass einst neben Hieronymus auch der Ordensgründer Augustinus und vielleicht noch weitere Kirchenväter dargestellt waren.

Der hl. Hieronymus (347 bis 420 nach Christus) studierte als Sohn wohlhabender christlicher Eltern in Rom und lebte einige Zeit als Eremit in Syrien. Er lernte in Antiochia Griechisch und Hebräisch und war dann in Konstantinopel Schüler des Gregor von Nazianz. Zurück in Rom, wurde er Seelsorger mehrerer vornehmer Frauen. Als eine von ihnen an der auferlegten Askese starb, floh er nach Betlehem.

Bibelübersetzer

Hieronymusʼ Hauptwerk ist die Vulgata, die lange gültige Übersetzung der Bibel ins Lateinische. Obwohl er nie Kardinal war, wird er meist mit rotem Ornat und Hut dargestellt, oft zusammen mit einem Löwen (auch das Tierzeichen des Evangelisten Markus), dem er angeblich als Eremit in der Wüste einen Dorn aus der Pranke zog. Auf dem Linzer Bild ist das Tier attributhaft klein, sodass es wie ein Hündchen an ihm hinaufspringen muss. Der Löwe zeigt ihm die verletzte Pfote, aus der Hieronymus den Dorn mit einem Nagel entfernt.

Der heilige Hieronymus

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Lothar Schultes studierte in Wien Bildhauerei bei Wander Bertoni sowie Archäologie und Kunstgeschichte. Er arbeitete im Belvedere und an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt, ehe er 1985 ans OÖ. Landesmuseum kam, wo er bis zu seiner Pensionierung 2020 die Sammlungen Kunstgeschichte und Kunstgewerbe leitete. Viele kennen Schultes von Vorträgen im „Deep Space“ des AEC.

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