Ein tragbarer Schutzengel

Seit 1670 feiert die katholische Kirche am 2. Oktober das Schutzengelfest. Nur im Stift Wilhering findet bereits am 3. September der Schutzengelsonntag statt, an dem ein reich verzierter, vergoldeter Baldachin mit einer Figurengruppe in feierlicher Prozession mitgetragen wird. 

Sie ist wahrscheinlich ein Werk des Linzer Bildhauers Franz Joseph Mähl und zeigt einen jugendlichen, geflügelten Engel, der liebevoll behütend ein kleines Kind an der Hand führt. Die Vorstellung, von Engeln beschützt zu werden, geht auf Psalm 91 (Verse 11 und 12) zurück, wo es heißt: „Denn er [der Herr] befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen. Sie tragen dich auf Händen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt“.

Das Matthäusevangelium (18,10) bezieht die Kinder mit ein, indem Jesus die Jünger ermahnt, sie nicht zu verachten, weil ihre Engel im Himmel stets das Angesicht des himmlischen Vaters sehen. 

Den Schutzengeln geweiht

Obwohl das Schutzengelfest seit dem Mittelalter bezeugt ist, wurde es erst 1608 von Papst Paul V. allgemein erlaubt. Clemens IX. legte es 1667 auf den 1. Sonntag im September fest, an dem es in Wilhering bis heute gefeiert wird. 
Die Schutzengelbruderschaft geht auf Abt Johann Baptist Hinterhölzl zurück, der das Kloster nach dem Brand von 1733 wieder aufbauen ließ. Nachdem es „durch mancherlei Unglücksfälle, Viehseuchen, Wassergüsse und Hagelschlag heimgesucht“ wurde, folgte 1741 die Bedrohung durch die Truppen Karl Albrechts von Bayern im österreichischen Erbfolgekrieg. Im selben Jahr entging der Abt nur knapp einem Schussattentat. Die Rettung aus all diesen Gefahren bot Anlass, einen der Altäre der Kirche den Schutzengeln zu weihen. 

Schutzengelbruderschaft

1743/44 gründete Abt Hinterhölzl die Bruderschaft zum hl. Michael und den heiligen Schutzengeln. Ihre Mitglieder entstammten allen Schichten der Bevölkerung, von der Kaiserin bis zum Küchenjungen. Prozessionen fanden nicht nur am Fest des hl. Michael und des Schutzengels, sondern auch an einem Sonntag pro Monat statt. Dabei trug man außer der Figurengruppe noch einen „Himmel“ sowie Stangen, Fackeln und Fahnen mit. Nachdem die Bruderschaft 1783 unter Josef II. aufgelöst und ihr Vermögen eingezogen wurde, kam es 1860 zu ihrer Wiederbelebung. 

Prozessionen fanden erst wieder seit Beginn der 1930er Jahre statt, unterbrochen durch die Aufhebung des Stifts zur Zeit des Nationalsozialismus. Heute sind sie jedoch wieder ein fester Bestandteil des Schutzengelfestes.