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Als Gunthilde Kampelmüller für eine Knieoperation ins Krankenhaus nach Freistadt kommt, ahnt sie noch nicht, dass sie Tage später gegen den Tod kämpfen wird. „Ich hatte einen Schlaganfall mit halbseitiger Lähmung“, erzählt die 77-Jährige eineinhalb Jahre später. Sie hat Glück im Unglück. Schnell wird sie zu den Spezialisten nach Linz verlegt, sofort operiert. Es ist Ostersonntag, das Fest der Auferstehung, als sie wieder ins Leben zurückfindet. Sogar die Lähmungserscheinungen verschwinden wieder. Was bleibt, sind leichte Probleme beim Gehen und dass ihr manchmal ein Wort nicht gleich einfallen will. „Das nehme ich aber gerne in Kauf. Ich habe dem lieben Gott viel zu danken“, sagt sie.
Gott und Gunthilde, das ist eine lebenslange Beziehung. In die Bauunternehmerfamilie Kern in Unterweißenbach hineingeboren, wächst sie sehr religiös auf, geht jeden Tag in die Messe, ist Jungscharführerin und Vorbeterin. „Ich habe als Kind an den Sonntagen die Gebete von Latein in Deutsch übersetzt“, sagt sie. Auch als sie in jungen Jahren im Büro des Familienunternehmens arbeitet, geht sie vorher jeden Tag in den Gottesdienst.
Noch immer besucht sie mehrmals in der Woche die Messe und noch immer ist sie Frühaufsteherin. Um 5.30 Uhr klingelt der Wecker, „damit man ein bisserl was macht, Stallarbeit zum Beispiel“. Das arbeitsreiche Leben hat sie geprägt. Mit Anfang 20 heiratet sie ihren Mann. Sie wird dadurch Bäuerin in Reichenthal, zu einer Zeit, als fast jeder im Ort eine Landwirtschaft hatte. Heute gibt es nur noch eine Handvoll Bauern hier. Als junger Frau und Neuling wird ihr im Ort teilweise mit Skepsis begegnet. „Ich habe die Landwirtschaft erst lernen müssen. Viele haben am Anfang geschaut: ‚Tut sie eh ordentlich bei der Feldarbeit?‘“, erinnert sie sich. Doch sie konnte sich durchsetzen. „Das geht nur mit Fleiß“, sagt Gunthilde Kampelmüller, die vier Kinder zur Welt gebracht hat; sieben Enkel und sechs Urenkel hat sie heute. Bei sämtlichen Geburten hat sie bis zur „letzten Stunde“ gearbeitet. „Das war früher ganz normal.“ Auf ihre Kinder ist sie stolz. „Mich freut, dass aus allen etwas geworden ist.“ An Sohn Andreas und Schwiegertochter Karin war gerade die Landwirtschaft übergeben worden, als kurz danach ihr Mann starb. „Das ist 14 Jahre her. Er hatte Bauchspeicheldrüsenkrebs und ist innerhalb von zwei Monaten gestorben. Das war ganz furchtbar für mich, besonders die ersten zehn Jahre. Gottfried war meine große Liebe.“ Ihren Glauben habe sie durch den Schicksalsschlag nicht verloren, eine schwere Prüfung sei es aber schon gewesen, wie sie sagt. Bis heute ist sie alleinstehend geblieben. „Eine neue Beziehung wäre mir wie ein Verrat an meinem Mann vorgekommen.“
Mittlerweile kann sie sagen: „Mir geht es gut.“ Das liegt auch daran, dass sie sich in der Kirche gut aufgenommen fühlt. Eine Rolle spielt dabei auch die Nähe zu Tschechien. Schon bald nach dem Fall des Eisernen Vorhangs zog es sie zum wenige Kilometer entfernten Stift Hohenfurth jenseits der Grenze. „Das ist ein ganz besonderer Ort für mich.“ Sie macht Führungen durch die Stiftskirche, ohne dafür Geld zu nehmen. „Ich mache es gerne und kann es auch“, sagt sie. Seit drei Jahren ist sie außerdem Lektorin und Kommunionspenderin und hilft fallweise als Mesnerin aus. „Unser Pfarrer hat mich gefragt, ob ich das machen möchte. Ich habe nicht lange überlegen müssen, denn ich möchte dem lieben Gott etwas zurückgeben.“
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