Sozialratgeber
Download hier >> oder Sozialratgeber KOSTENLOS bestellen unter office@kirchenzeitung.at oder telefonisch: 0732 / 7610 3944.
Bei der Frage nach dem, was den Österreicher/innen wichtig ist, dominiert die Familie. Auch in der aktuellen Untersuchung ist sie für 87 Prozent der Befragten sehr wichtig. Dazugewonnen haben die Bereiche „Freunde und Bekannte“ (von 35 Prozent 1990 auf 61 Prozent 2018) und Freizeit (von 37 auf 46 Prozent). Zu den Verlierern zählt neben der Arbeit auch die Religion (von 24 auf 16 Prozent). Ist das ein Indiz für die Säkularisierung?
„Nein“, sagt Professorin Regina Polak. Sie arbeitet als Theologin an der Wertestudie mit. Bei der Säkularisierung gehe es um andere Fragestellungen. „Was man aus der Veränderung zwischen den verschiedenen Lebensbereichen schließen kann, hat weniger mit Säkularisierung und mehr mit Privatisierung zu tun. Menschen ziehen sich mehr ins Mikrosoziale, in ein neues Biedermeier zurück. Weil die Welt im Globalen als krisenhaft erlebt wird, suchen sie Räume der Sicherheit, des Wohlfühlens und Geborgenseins“, sagt die Wissenschaftlerin. Diese Entwicklung sei sowohl gesellschaftspolitisch als auch aus christlicher Sicht problematisch: „Das Christentum ist nicht nur eine Religion der Freundschaft und Familie, sondern hat immer auch den Anspruch des Mitgestaltens von Gesellschaft.“
Unübersehbar ist ein Sprung in der religiösen Selbsteinschätzung zwischen den Jahren 1999 und 2008: Die Zahl der Menschen, die sich selbst als religiös bezeichnen, ging von 75 auf 61 Prozent zurück und liegt heuer bei 63 Prozent. Für Polak könnte eine Erklärung darin liegen, dass in Österreich für viele mit dem Wort „religiös“ eine eher traditionelle Frömmigkeit gemeint ist. „Wir haben auch heute 73 Prozent, die an einen Gott glauben. Sie nennen sich aber teilweise nicht religiös, weil sie damit eine Glaubenspraxis meinen, die sie nicht leben.“
Auch bei der Frage nach der Gottesvorstellung kommt es sehr darauf an, was Menschen mit Worten verbinden. Das Christentum verkündet theologisch gesprochen einen persönlichen Gott – also einen Gott, der ein „DU“ ist, an das man sich wenden kann. Aber nur 31 Prozent der Befragten geben an, sich auch einen persönlichen Gott vorzustellen. 48 Prozent antworten: „Es gibt irgendein höheres Wesen oder eine geistige Macht.“ Regina Polak zögert aber, von einer Verringerung der christlichen Gottesvorstellung zu sprechen: „Es gibt auch gläubige Christen, die mit der Vorstellung von Gott als Person (,ein Mann mit Bart‘) ein Problem haben.“ Bei aller Vorsicht in der Interpretation könne man aber schon sagen, dass der dogmatische Glaube weniger werde. Ähnlich verhalte es sich auch bei der Frage, ob sich Gott in Jesus erkennen lasse. Die Zahlen haben hier abgenommen (siehe Grafik). Man könne aufgrund der Umfrage nicht einfach schließen, dass Jesus für die anderen einfach nur ein Mensch sei, sagt Polak. Klar sei aber, dass die Kirche vor einer Herausforderung stehe, ihre Lehre von Christus zu erklären.
Wie wirkt sich eigentlich Migration auf die Wertestudie aus? Polak sagt, dass Migranten – ob Christen oder Muslime – oft religiöser sind als die Gesamtheit der Befragten. Allerdings dürfe man nicht vergessen, dass auch diese Gruppe vielfältig sei.
Eine Überraschung der Studie hat ihrer Meinung nach übrigens mit der „Flüchtlingskrise“ von 2015 zu tun: Das Engagement in pfarrlichen und kirchennahen Einrichtungen wie der Caritas ist von zwölf im Jahr 2008 auf 35 Prozent in die Höhe geschnellt. „Wenn es nicht in Deutschland ähnlich aussähe, würde ich einen Fehler bei den Zahlen vermuten. Aber es scheint tatsächlich so zu sein: Die Frage nach der gelebten Nächstenliebe in der Kirche ,zieht‘ am meisten.“ «
Sozialratgeber
Download hier >> oder Sozialratgeber KOSTENLOS bestellen unter office@kirchenzeitung.at oder telefonisch: 0732 / 7610 3944.
Erfahrungen aus dem Alltag mit einem autistischen Jungen >>
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>