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„Was sollen wir denn dort machen?“, rutscht es dem vorlauten Julian heraus. Einige Kinder kichern dazu, Frau Sturm richtet aber einen strengen Blick zu Julian. „Wir werden den alten Frauen und Männern dort für ein paar Stunden eine Freude bereiten. Viele von ihnen bekommen nur selten oder gar nicht Besuch. Kannst du dir vorstellen, wie langweilig da so ein Tag sein kann?“ Julians Wangen sind nun knallrot bis zu den Ohren hin. Daran hat er nicht gedacht.
Frau Sturm achtet nicht weiter darauf und erzählt den Kindern nun, wie sie sich den Besuch vorstellt. „Also, was haltet ihr davon, wenn ihr Zeichnungen mitbringt? Und wir könnten auch gemeinsam ein Lied singen. Hat jemand einen Vorschlag?“ Schon zeigen viele Hände auf und die Kinder rufen ihre Lieblingslieder durcheinander. Auch Uschi beteiligt sich an der Suche. Schließlich werden sogar zwei Lieder ausgewählt und in den Tagen darauf mit viel Eifer geübt. Beim Zeichnen hat Uschi eine besondere Idee, sie malt einen bunten Blumenstrauß. „Der hält ewig und verwelkt nicht“, meint sie dazu.
Im Seniorenheim bekommen die Kinder viel Applaus für ihre Lieder. Dann überreichen sie ihre Zeichnungen. Uschi geht zu einer Frau, die besonders freundlich gelächelt hat. Sie gibt ihr den gezeichneten Blumenstrauß. „Die hast du ja wunderschön gemalt. Und ich brauch sie nicht einmal in eine Vase stellen!“, lacht die alte Dame. „Komm, setz dich ein bisschen zu mir. Ich bin die Oma Hilde und wie heißt du?“ Uschi hat schnell Vertrauen zu ihr und plaudert drauflos. Sie erzählt von den Ferien, von der Schule und dass sie auch gerne ihre Großeltern besucht. Dann ist Oma Hilde an der Reihe und ihre Erzählungen bringen Uschi zum Lachen und zum Staunen. „Der Vater hat uns manchmal ein Spielzeug geschnitzt. Sonst haben wir halt mit den Dingen gespielt, die wir draußen gefunden haben. Im Herbst haben wir die Blätter auf einen riesigen Haufen zusammengetragen und sind hineingesprungen. Und wenn wir dann schmutzig nach Hause gekommen sind, hat die Mutter geschimpft.“ Dass Oma Hilde ganz ohne Fernseher aufgewachsen ist, erstaunt Uschi am allermeisten. Mitten im Erzählen heißt es schon wieder Abschied nehmen. Aber die Kinder und ihre Lehrerin versprechen, bald wiederzukommen.
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