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Es ist ein Alltag, den sie seit März nicht mehr gelebt und nun – nach Wochen der Pause – doch wieder herbeigesehnt haben: der Schulalltag.
Selbst wenn vor Corona die Fantasie eines Schulausfalls für viele Schüler/nnen wie ein Wunschtraum schien, sieht die Realität heute anders aus. Die Schule fehlt. Aber was war es, was diese Zeit für die Betroffenen so schwierig gemacht hat? Und warum ist es wichtig, neuerliche Schulschließungen in den nächsten Wochen nach Möglichkeit zu verhindern?
Im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus war die Schließung der Schulen eine der ersten und rigorosesten Maßnahmen. Vielerorts wurde darüber diskutiert, wie Schüler/innen den Stoff unter den gegebenen Umständen möglichst gut lernen können. Hier wurden in kürzester Zeit viele Dinge entwickelt. Doch ein Defizit konnte trotz aller Bemühungen nicht behoben werden: der fehlende soziale Kontakt. Denn Schule ist mehr als reine Bildungsstätte: Sie ist Begegnungsstätte.
Ein Teil des fehlenden Kontaktes konnte durch soziale Medien ausgeglichen werden. Trotzdem war dies über die vielen Wochen nur schwer durchzuhalten. Denn der Mensch ist ein soziales Wesen. Er lebt von und in Begegnung. Und eben diese findet auch in der Schule statt. Kinder begegnen den Lehrer/innen als Erwachsene, die sie in diesen Stunden des Tages begleiten. Sie sehen sich verschiedenen Gruppen von Kindern gegenüber. Sie begegnen anderen Einstellungen, anderen Kulturen. Sie erleben Herausforderungen, mit denen sie zu Hause nicht konfrontiert werden. Und sie müssen sich der Eigenständigkeit und Selbstverantwortung stellen.
Vielleicht hat die schulfreie Zeit Eltern und ihren Kindern die Chance gegeben, sich mit weniger Hektik und weniger Terminen zu begegnen. Gleichzeitig hat sie aber den jungen Menschen diese Möglichkeiten der Persönlichkeitsbildung durch soziale Kontakte und das Erleben von Unabhängigkeit und Abgrenzung genommen. Wir wissen nicht, was in den nächsten Monaten auf uns zukommt. Wir wissen nicht, welche Herausforderungen diese außergewöhnliche Zeit für jeden Einzelnen von uns birgt. Aber wir wissen, dass wir in allen Maßnahmen, die auch Kinder und Jugendliche betreffen, nicht vergessen dürfen, dass Schule mehr ist als reines Faktenlernen. Sie ist eine Lehrstätte auf vielen verschiedenen Ebenen des Lebens und daher für eine gute Entwicklung der Kinder ein wichtiger Nährboden, den wir ihnen, wenn irgend möglich, nicht entziehen sollten.
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