Wort zum Sonntag
Sicher ist nur, dass es ein Marathon aus Sitzungen, Reden, Zuhören und Beten wird. Am Ende soll sich, so der Wunsch des Papstes, die Kirche auf den Weg zu umfassenden Veränderungen gemacht haben.
Generell gehe die Konzentration auf Ergebnisse oft an der Sache vorbei, meint der US-Journalist und Vatikanexperte John Allen: „Der eigentliche Wert einer Synode liegt darin, dass sie ein Seminar über die globalen Realitäten des Katholizismus ist, bei dem Teilnehmer aus verschiedenen Teilen der Welt ihre Erfahrungen und Perspektiven austauschen.“
Dass Meinungsverschiedenheiten deutlich werden, ist für Allen selbstverständlich. Der Katholizismus sei weltumspanned; die Synodenteilnehmer:innen brächten unterschiedliche Ansichten, Erfahrungen und Prioritäten mit, ganz zu schweigen von unterschiedlichen Sprachen und Kulturen.
Im Allgemeinen sei die Atmosphäre aber „weniger angespannt, und der Austausch ist weitreichender und konstruktiver als es von außen den Anschein hat“, so Allen, der nach eigenen Angaben seit Mitte der 1990er-Jahre über 14 Bischofssynoden berichtet hat. „Versuchen wir doch einmal zumindest die Anfangsphase zu überstehen, ohne mit Begriffen wie ‚Häresie‘ ‚reaktionär‘, ‚engstirnig‘ herumzuwerfen.“ Abwertungen seien ein Ersatz für das Denken und dienten nur dazu, die Ideen anderer abzutun, statt sie ernst zu nehmen.
Ähnlich argumentiert die Theologin und Synodenberaterin Klara Antonia Csiszar. Man dürfe die Erfahrung des Zusammenkommens und Zuhörens keinesfalls geringschätzen.
„Das ist mühsam und braucht Geduld“, eröffne aber auch Dynamiken, sagt die an der Katholischen Privat-Universität Linz und im rumänischen Cluj-Napoca lehrende Pastoraltheologin. „Wir wissen so wenig voneinander, aber sprechen sehr viel übereinander.“ Transformation beginne im Zuhören.
Gut wird die Versammlung aus Sicht Csiszars dann verlaufen, wenn die Delegierten „mutige Sprachrohre ohne Besserwisserei und Arroganz“ sind und „darüber erzählen, wo sie als Ortskirche stehen, und von ihren Vorstellungen berichten, was für eine gute Zukunft in der Wirklichkeit, aus der sie kommen, von Bedeutung wäre“. Spannungen gelte es auszuhalten und unterschiedliche Zugänge und Glaubenserfahrungen kennenzulernen, „aber immer im Vertrauen zueinander“, so die Theologin.
Zu hohe Erwartungen an die erste Sitzungsperiode der Synode, für die eine zweite Versammlung im Oktober 2024 vorgesehen ist, dämpfte die Theologin.
Es werde nach den vierwöchigen Beratungen noch keine große Reform geben. „Wir werden im November keine Diakoninnen weihen“, gab Csiszar ein Beispiel. Vielmehr werde es wahrscheinlich wieder einer Zusammenfassung der Beratungen geben. Csiszar geht davon aus, dass diese dann wieder zur Beratung an die Ortskirchen zurückgeschickt wird.
Eine „Wandlung der Kirche von innen her“ erhofft sich die Katholische Aktion Österreich (KAÖ) von dieser Phase der Weltsynode. In den drei Themenbereichen der Arbeitsvorlage – Gemeinschaft, Sendung und Teilhabe – finde sich die KAÖ stark wieder, erklärte die Laienorganisation im Anschluss an ihre Jahreskonferenz am Wochenende in Wien.
Ein „drittes Vatikanisches Konzil“ nannte der thailändische Kardinal Francis Xavier Kriengsak Kovitvanit die Synode, allerdings „in Häppchen“.
Ähnlich könnte es beim Synodentreffen aussehen: Viele Menschen an runden Tischen in der Audienzhalle. Hier der Welttag der Armen 2019. (c) Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani/KNA
Exakt 493 Namen zählt das vom Vatikan veröffentlichte Tableau der von den Bischofskonferenzen gewählten, von Amts wegen feststehenden oder vom Papst ernannten Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Weltsynodentreffens. Die Liste setzt sich zusammen aus – Papst Franziskus eingerechnet – 365 stimmberechtigten Mitgliedern; hinzu kommen 9 Ehrengäste, 12 Vertreter der Ökumene, 61 theologische Beraterinnen und Berater sowie 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Synodensekretariats. Unter den 365 stimmberechtigten „Synodenvätern und -müttern“ – erstmals sind ja auch Frauen stimmberechtigt – bilden Papst, 61 Kardinäle und 206 Bischöfe zusammen rund drei Viertel der Versammlung. Von den 42 Laien sind 27 Frauen und 15 Männer, hinzu kommen 15 Priester, 13 Ordenspriester und -brüder sowie 27 Ordensfrauen. Aus Österreich nehmen Erzbischof Franz Lackner, Kardinal Christoph Schönborn stimmberechtigt und die Professorin Klara Csiszar beratend teil.
Das wichtigste kirchenpolitische Projekt von Papst Franziskus steuert auf einen Höhepunkt zu. Die Einschätzungen gehen auseinander.
Wenn am 4. Oktober im Vatikan die fast 500 Teilnehmer:innen der „Synode über Synodalität“ ihre Arbeit aufnehmen, geht es um die Zukunft der Kirche. Vier Wochen werden sie in der Audienzhalle im Vatikan beraten. Dass es zu Auseinandersetzungen kommt, gilt als sicher.
Im Kern geht es um eine Art neue Verfassung für die Kirche, die dem „Volk Gottes“ mehr Mitbestimmung eröffnen soll. Und dann geht es auch um einige heiße Eisen, etwa den Umgang mit Angehörigen sexueller Minderheiten.
Traditionalistische Kreise laufen Sturm gegen das Projekt. Sie sprechen von drohenden Abweichungen von der überlieferten Lehre der Kirche. Solche Behauptungen weisen Franziskus und seine Synoden-Beauftragten zurück. Hinter der Warnung, die Kirchenlehre würde angegriffen, steckten in Wahrheit Ideologien, sagte der Papst kürzlich auf dem Rückflug von seiner Reise in die Mongolei. Die Diskussionen finden im Plenum und in Kleingruppen von bis zu zwölf Personen statt. Diskutiert wird in fünf Sprachen – aber nicht auf Deutsch und nicht auf Polnisch.
Die Katholische Frauenbewegung Österreichs begleitet die Synode mit einer Gebetsinitiative.
Gebetspostkarten, eine Online-Predigt und ein Liturgieheft mit drei Gestaltungsvorschlägen zu den Themen „Aktives, echtes Zuhören“, „Ehrlich miteinander reden“ und „Betendes Entscheiden“ sollen Frauen ermutigen, die vier Wochen des Synodentreffens betend zu begleiten.
Auch das Synodensekretariat hat Fürbitten- und Segensvorschläge formuliert und bittet darum, die Synode im Gebet zu stärken.
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