Wort zum Sonntag
Das Oberhaupt der katholisch-chaldäischen Kirche Louis Raphael Sako redet nicht lange um den heißen Brei herum: Eine fundamentalistische Ideologie dominiere inzwischen den Islam so sehr, dass sie zur Kultur des gesamten Islam geworden sei: „Diese extremistische Ideologie ist gefährlich für alle, für den Mittleren Osten und genau so für Europa.“ Sako lebt im Irak und hat die rasante Veränderung des religiösen Klimas während der letzten Jahrzehnte am eigenen Leib erlebt. Mit dem Golfkrieg 2003 hat dieser Wandel einen besonderen Schub bekommen. Patriarch Sako hat beste Kontakte zu den führenden Muslimen und muslimischen Politikern des Irak und er anerkennt das Bemühen der Regierung, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass der extremistische Islam das Klima in der gesamten Region prägt und den „Takt“ in der Gesellschaft vorgibt.
„Wir Christen sind die Eingeborenen im Mittleren Osten, wir waren vor den Muslimen da und haben ein Recht hier zu leben“, sagt der syrisch-orthodoxe Patriarch Ignatius Aphrem II. Das Leben im Mittleren Osten ist für die Christen aber nicht leicht. Sie kämpfen ums Überleben. Durch den Krieg und die Migration der Gläubigen in den Westen sind sie in großer Bedrängnis, so der Patriarch, für den aber feststeht: „Wir haben keine Zukunft ohne gemeinsames Leben mit den Muslimen.“ Das zu erreichen, ist für ihn die entscheidende Herausforderung. Die Not des Alltags kommt den Christen dabei zu Hilfe: Der syrisch-orthodoxe Patriarch: „Wir helfen allen. Mehr als die Hälfte an Unterstützung geht an unsere muslimischen Nachbarn.“ Es braucht aber neue Gesetze, die alle Bewohner – unabhängig ihrer Religionszugehörigkeit – zu gleichberechtigten Staatsbürgern macht.
Der syrisch-katholische Patriarch Ignatius Yousef III. Younan weist auf die Verquickung der USA und der EU in den Konflikt hin: „Die Muslime haben das Öl, deshalb sind wir Christen vergessen.“ „Unser Blut ist billiger als Öl“, meint sein Mitbruder Ignatius Aphrem II.: „Wie jeder Mensch haben auch wir Sehnsucht nach Frieden. Wir wollen in unserer Heimat bleiben und eine Gesellschaft schaffen, in der alle in Würde leben können.“ Am Besuch von Papst Franziskus in den Vereinigten Arabischen Emiraten Anfang Februar 2019 ist verhaltene Kritik zu hören. In Syrien, im Irak und im Libanon würden sie ihn nötiger brauchen, sagen die Patriarchen. Aber wenn er schon diese Reise unternimmt, soll er in den Emiraten deutlich die Wahrheit sagen: dass sie nämlich die Christen respektieren müssen.
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