Wort zum Sonntag
Wie es sich für ein „Vermächtnis“ gehört, blickte Kardinal Christoph Schönborn in seiner Abschiedsrede zurück, und zwar auf tragfähige und konstruktive Elemente der politischen Kultur in Österreich, die zu erhalten und weiter zu pflegen sich lohnt. Das Erbe der Aufbaugeneration der Zweiten Republik, die Sozialpartnerschaft, habe sich auch in der Coronakrise wieder bewährt. Außerdem gelte es, die schwächsten Glieder der Gesellschaft nicht aus den Augen zu verlieren, denn „Menschen am unteren Einkommensrand erleben die Coronakrise am stärksten.“ Eine gute Zusammenarbeit zwischen karitativen Organisationen der Kirche und Staat sei für diese Gruppe besonders wichtig.
Das gute Verhältnis zwischen Staat und Religionen strich Schönborn ebenso als zukunftsträchtiges Erbe heraus. Es sei keine Allianz von Thron und Altar, auch nicht unvereinbar mit dem weltanschaulich neutralen Staat, sondern diene im Gegenteil dem Interesse der Menschen. In diesem Zusammenhang forderte Schönborn eine Abrüstung der Worte. „Es darf keine Religion in unserem Land öffentlich schlechtgemacht werden!“ Er spielte damit, ohne ihn zu nennen, auf eine Rede des FPÖ-Chefs Norbert Hofer an, der den Koran vergangene Woche „gefährlicher als Corona“ genannt hatte.
Als Lehre aus der Coronakrise nannte Kardinal Schönborn, dass maßlose Globalisierung große Gefahren berge und regionale Versorgungsautonomie sowie Standortpflege wichtig seien. Denoch gelte es unbedingt, sich vor neuem Nationalismus und Abschottung zu hüten. „Wir brauchen die europäische Gemeinsamkeit.“ Österreich habe eine Begabung als Brückenland. „Hilfe für Schutzsuchende muss Grundelement der Kultur unseres Landes bleiben!“ Es dürfe keine Politik der Abschottung als österreichischen Weg geben. Schönborn sprach sich daher entschieden für die Aufnahme von Flüchtlingen aus.«
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