Wort zum Sonntag
Papst Franziskus hat Anfang April in Marokko für Brüderlichkeit zwischen Christen und Muslimen geworben und zum gemeinsamen Einsatz gegen Fanatismus und Fundamentalismus gemahnt. Für Migranten verlangte er während des zweitägigen Besuchs in Rabat mehr legale Einwanderungswege und eine großzügige Aufnahme. Gemeinsam mit Marokkos König Mohammed VI. unterzeichnete er einen Appell für den Erhalt des besonderen Status Jerusalems als Heilige Stadt für Juden, Christen und Muslime.
Gegenüber Migranten beklagte Franziskus das Schicksal der Millionen Menschen auf der Flucht als „Wunde, die zum Himmel schreit“, und sicherte ihnen die Solidarität der Kirche zu. Das Migrationsphänomen finde „niemals eine Lösung in der Konstruktion von Barrieren, dem Schüren von Angst vor dem anderen oder der Verweigerung von Hilfe für die, die nach einer legitimen Verbesserung für sich und ihre Familien streben“.
Den im Dezember in Marokko verabschiedeten UN-Migrationspakt nannte er einen „wichtigen Schritt nach vorne“. Das Menschsein eines Migranten hänge „nicht davon ab, ob er sich diesseits oder jenseits einer Grenze aufhält“, zitierte Franziskus seinen Gastgeber. Zugleich mahnte er Marokko, ein „Vorbild der Menschlichkeit gegenüber Migranten und Flüchtlingen“ zu geben, damit sie „hier wie andernorts mit Menschlichkeit aufgenommen und geschützt“ würden.
Das Flüchtlingsthema stand auch im Mittelpunkt eines vorab aufgezeichneten Interviews des Journalisten Jordi Evole mit Papst Franzsikus, das am Sonntagabend im spanischen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Darin kritisierte Papst Franziskus die Pläne von US-Präsident Donald Trump zur Errichtung einer südlichen Grenzmauer. „Wer eine Mauer baut, wird zu einem Gefangenen der von ihm errichteten Mauer. Das ist ein universelles Gesetz“, sagte er.
Der Papst erneuerte seine Forderung an die Europäische Union, Migranten gut zu empfangen, zu begleiten, zu fördern und zu integrieren. „Es ist schrecklich, sie nur zu empfangen und auf der Straße zu lassen, es ist ein großer Mangel an Respekt.“ Dass viele Zuwanderer vor Armut in ihren Ländern fliehen, sei auch eine Folge des Kapitalismus. „Es gibt immer weniger reiche Leute mit viel Geld, und es gibt immer mehr arme Leute mit sehr wenig Geld.“ Die Finanzwelt funktioniere nicht, was auch zu Kriegen führen könne, so das Kirchenoberhaupt. „Ich behaupte, dass wir uns bereits in einem dritten Weltkrieg befinden, in Teilen.“
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