Wort zum Sonntag
Priester, denen wenig Zeit für Seelsorge bleibt, Getaufte, die neben ihren fordernden Berufen wenig Verantwortung in den Pfarren übernehmen oder nach kurzer Zeit enttäuscht wieder aufhören – der Seelsorgeort „Pfarre“ ist auf der Suche nach sich selbst. Die traditionelle Versammlung der Mitglieder am Sonntagvormittag verliert markant an Bedeutung, auch im ländlichen Raum fühlen sich immer weniger Menschen einer Pfarre zugehörig und es ist kaum möglich, das Netz der Pfarren mit Priestern auch nur notdürftig zu besetzen. Bischöfe und Diözesen suchen in einer Zeit des Umbruchs nach Lösungen. Jede Diözese geht ihren eigenen, mühevollen Weg der Experimente und Wagnisse. Namen für neue Ämter und Seelsorgeeinheiten gibt es in unüberschaubarer Zahl.
Die neue Instruktion stärkt die bestehenden Pfarren und die Position von Pfarrern. Die letztverantwortliche Gemeindeleitung bleibt Laien unmöglich. Für die Zusammenlegung von Pfarren verlangt das Schreiben begründete Einzelfallentscheidungen von den Bischöfen.
Der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper hat das Vatikan-Papier gegen die massive Kritik, die in Deutschland ganz besonders von den Bischöfen kommt, verteidigt. „Die deutsche Kritik geht am eigentlichen Anliegen der Instruktion, der pastoralen Umkehr zu einer missionarischen Pastoral, völlig vorbei“, schreibt Kasper in einem Gastkommentar für das kirchliche Kölner Online-Portal domradio.de. Es sei im Dokument ausführlich von der gemeinsamen Verantwortung der ganzen Gemeinde die Rede. Die Gesamtverantwortung des Priesters als Pfarrer der Gemeinde zu betonen, bezeichnete der Kardinal als theologisch legitim. Kardinal Kasper kritisierte aber, dass der Veröffentlichung des Papiers keine Beratungen mit Vorsitzenden von Bischofskonferenzen vorausgegangen waren. Das hätte „weniger Ärger verursacht und hätte der synodalen Idee des Papstes besser entsprochen“.
Einen Bruch innerhalb des Dokuments ortet der Linzer Generaldechant Slawomir Dadas. Als „absurd“ bezeichnet er, wie die Zusammenarbeit zwischen Priestern und Laien ablaufen solle: „Das geht in die autokratische Richtung. Wenn ich als Pfarrer so arbeite, rennen mir die Leute weg.“
Eine „klerikalistische Verengung“ ortet der Wiener Pastoraltheologe Johann Pock. Das Schreiben nehme „weder die Kompetenz der Laien, noch jene der Priester und Bischöfe“ ernst.
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