Wort zum Sonntag
Es ging um ein gerechtes Miteinander der Menschen und Geschlechter, um ausgewogene Besetzung von Leitungspositionen und, ja, auch um die Weihe.
Die Idee zur Romfahrt der Leitungsfrauen aus Österreich wurzelte in einem anregenden Gespräch zwischen der Vorsitzenden der Katholischen Frauenbewegung, Angelika Ritter-Grepl, und Doris Schmidauer, der Ehefrau von Bundespräsident Alexander Van der Bellen.
Die beiden bildeten damit den Kern der Gruppe, die Anfang der Woche mit leitenden Vatikan-Vertreterinnen und Vertretern sprach.
„Die Reise war eine gemeinsame Idee, und wir haben uns entschieden, sie gemeinsam zu unternehmen“, begründete Doris Schmidauer ihre Teilnahme. „Ich sehe mich hier als Netzwerkerin und Türöffnerin. Gleichberechtigung als gemeinsames Ziel verbindet uns, und als Verbündete unterstützen wir uns gegenseitig.“
Thema sei die Rolle der Frau sowohl in der Gesellschaft als auch in der Kirche. Eine weitere prominente Unterstützerin des Anliegens war Österreichs Botschafterin beim Heiligen Stuhl, Franziska Honsowitz-Friessnigg, die die Frauen zu einem Abendessen und zur Begegnung mit weiteren Vatikan-Diplomatinnen in die Botschaft einlud.
Zur Frauendelegation gehörten zwei der drei Pastoralamtsleiterinnen, die es in den neun Diözesen Österreichs gibt, nämlich Lucia Greiner aus Salzburg und Gabriele Eder-Cakl aus Linz.
„Gerechtigkeit ist die Mutter des Friedens“, unterstrich Eder-Cakl im Rahmen der Romreise. Und: „Ungleichheit zwischen Frauen und Männern kann heute nicht mehr als gerecht dargestellt werden.“ Es ginge um Gleichwertigkeit, nicht um Privilegien.
Um ihr Anliegen zu verdeutlichen, brachte sie eine bulgarische Ikone mit den Heiligen Petka und Marina in den Vatikan: In Händen halten sie Kreuz und Rosenkranz, um ihre Schultern tragen beide das priesterliche Merkmal der Stola.
Geschlechtergerechtigkeit sieht Eder-Cakl als Zeichen der Zeit im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils. „Dies betrifft die Förderung von Frauen in Leitungspositionen genauso wie ... die Neugestaltung des Sakramentalen Amtes für Frauen und Männer.“
Eine wichtige Frauengruppe der Kirche vertrat die Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz, Sr. Christine Rod MC, bei den Gesprächen im Vatikan. Sie machte bewusst, dass viele Frauengemeinschaften in Österreich in den Lockdowns der Corona-Pandemie ihre besondere Abhängigkeit von männlichen Priestern schmerzhaft zu spüren bekamen.
Außerdem betonte sie die Teilnahme der Ordensgemeinschaften am weltweiten synodalen Prozess und erwartet die Teilnahme einer ausreichenden Zahl von Frauen an der Bischofssynode. „Es braucht das Gespräch mit den Frauen, nicht nur über sie.“
Abgesehen davon nannte sie „Frauen in Leitungsfunktionen auf allen kirchlichen Ebenen“ als Ziel. Die Zukunft hinge davon ab, welchen Platz Frauen einnehmen würden. „Die Kirche braucht den Glauben der Frauen, ihre Professionalität und ihre Zugänge zu Leben und Glauben.“
Die sechsköpfige Delegation traf Sr. Nathalie Becquart, Untersekretärin der Bischofssynode und mit Stimmrecht ausgestattete erste Frau in diesem Gremium, Sr. Alessandra Smerilli, Sekretärin im Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen, sowie Lavinia Rocchi Carrera, Generalsekretärin der Weltorganisation der katholischen Frauenbewegungen.
Auch Papst Franziskus, der seinen Wunsch nach Frauen in verantwortungsvollen Positionen immer wieder zeigte, empfing die Vertreterinnen aus Österreich in Audienz. Er erhielt die bulgarische Ikone mit vier Stellungnahmen und Information über das Leben von Frauen in Österreichs Kirche als Geschenk.
„Papst Franziskus hat einen wichtigen Prozess eingeleitet, der zum ersten Mal Frauen in hohe Führungspositionen gebracht hat“, lobte Präsidentengattin Doris Schmidauer bisherige Schritte des Papstes Richtung Frauenverantwortung im Vatikan. „Wir wollen diesen Prozess würdigen und unterstützen.“
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