Wort zum Sonntag
Papst Franziskus stellt das Schlussdokument der Amazoniensynode vom 25. Oktober 2020 in den Mittelpunkt. Seine „Apostolische Exhortation“, wie das am 2. Februar unterzeichnete und am 12. Februar veröffentlichte Schreiben bezeichnet wird, gestaltet er als „Rahmen zur Reflexion“ des Schlussdokuments. Eines steht nicht ohne das andere.
Franziskus erklärt in seinem Schreiben, es hätten am Synodendokument vom Oktober viele Menschen mitgearbeitet, „die die Problematik Amazoniens besser kennen als ich und die Kurie“. Das sieht der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn, als erfreuliches Zeichen, dass die Ortskirchen ernstgenommen werden. Schönborn weist als Redaktionsmitglied auf die vier Kapitel hin, die im Original „Träume“ genannt werden, in der deutschen Übersetzung als „Visionen“ zu finden sind: auf den sozialen Traum, den kulturellen Traum, den ökologischen Traum und den kirchlichen Traum. Der Papst habe „keine simplen Lösungen parat, aber die Freude des Evangeliums gibt ihm jene Zuversicht, die sich nicht entmutigen lässt. Und er sagt all dies ... für uns alle“, so Schönborn.
Der Amazonas soll als Lebensquelle erhalten bleiben. Diesen Aufruf des Papstes begrüßt die Koordinierungsstelle der Bischofskonferenz für Entwicklung und Mission mit Direktorin Anja Appel. Der Einsatz dafür sei eng verbunden mit dem Schutz der Rechte der ursprünglichen Bewohner/
-innen des Gebiets. Am Beispiel Amazoniens zeige sich eindrücklich, „dass Ökologie und soziale Gerechtigkeit untrennbar miteinander verbunden sind.“ Da der Papst den Ortskirchen und Gläubigen die je eigene Deutung der Synodenergebnisse empfiehlt, stärke er die Eigenverantwortung der Regionen. Die dezentrale Vernetzung stärke wiederum die Weltkirche als globale Akteurin, etwa bei den Vereinten Nationen.
Christ-Sein müsse sich stärker in seiner sozialen, kulturellen und ökologischen Dimension entfalten, diese Botschaft des Papst-Schreibens betont Missio-Nationaldirektor Pater Karl Wallner. Papst Franziskus setze sich für eine „neue Mentalität“ in der Kirche ein, betont Wallner: „Wir schrauben in der Kirche immer an irgendwelchen Rädchen herum, am liebsten an Strukturen und Ämtern. Mit diesem Schreiben zeigt der Papst: Es gilt, den Treibstoff zu ändern und dieser neue Treibstoff steht für eine tiefe persönliche Freundschaft mit Jesus.“
„Unsere Vision ist ein Amazonien, das alle seine Bewohner integriert und fördert, damit sie das ‚Gute Leben‘ dauerhaft verwirklichen können.“ (Kapitel 1)
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