Wort zum Sonntag
Denn sogar die Hauptstadt Kampala hat eine Seehöhe von mehr als 1.000 Metern, was die Temperaturen mild und das Land grün macht.
Tee und Kaffee, Zuckerrohr und Bananen wachsen auf den Hügeln entlang der rot-lehmigen Landstraße. Wer sich hier der ugandischen Hauptstadt Kampala nähert, kommt wegen des dichten Verkehrs immer langsamer voran. Überall sind Menschen: Zu Fuß, auf dem Fahrrad, dem Motorrad, mit Kleinbussen und Autos sind sie unterwegs.
Entlang der Straße findet sich alles, was das Herz begehrt, unter freiem Himmel zum Verkauf ausgestellt: Schuhe, Kleider, Körbe, Schmiedeeisentore, Türen und Fenster, bunte Stockbetten aus Metall, Doppelbetten aus Holz, Kochgeschirr in allen Größen, Wasserkanister, Schulbänke, Sofas, geräucherter Fisch, Schinken, Tomaten (zu kleinen Pyramiden aufgebaut), Ananas und tausend andere Dinge. Wie etwa die beliebten „rolled eggs“, kurz „Rolex“ genannt, die vor den Augen der hungrigen Kundinnen und Kunden frisch zubereitet werden: Ein dünnes Fladenbrot und ein Omelett, verfeinert mit Tomaten und Paprika, werden aufeinandergelegt und eingerollt. Fertig ist die warme, weiche und handliche Mahlzeit.
Uganda wächst so schnell wie kaum ein anderes Land der Erde. Jedes Jahr kommt eine Million Menschen dazu: eine Herausforderung für das Schulsystem, die Umwelt und den Arbeitsmarkt. Die meisten Menschen in Uganda sind kleinbäuerliche Selbstversorger/innen, doch so ist die Bevölkerung, die zur Hälfte unter 15 Jahre alt ist, kaum zu ernähren.
Obwohl das ostafrikanische Land nicht vom Weizen aus der Ukraine abhängig ist, bereitet die Teuerung große Sorgen. Lebensmittel und Energieversorgung werden teuer – wie in Europa, nur dass die Menschen auch bisher schon viel weniger Geld zur Verfügung hatten.
Aufgrund von Mangelernährung, Teenager-Schwangerschaften und häufigen Unfällen im dichten Straßenverkehr leben in Uganda mehr Menschen mit körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen als in Europa.
Allein 2,6 Millionen Jugendliche sind betroffen, schätzt die in Uganda engagierte Organisation „Licht für die Welt“. Davon finden nur 15 Prozent einen Arbeitsplatz. Behinderungen gelten als peinliches Tabu, werden häufig missverstanden und versteckt. Doch auch in diesem Punkt ist Ugandas Gesellschaft im Wandel. Mehr und mehr entdeckt man, dass man auf die Fähigkeiten und Talente der Menschen mit Einschränkungen nicht verzichten möchte.
So zum Beispiel in der Großbrauerei „Uganda Breweries Limited“, kurz UBL. Anlass zum Umdenken war dort die Sehbehinderung der Personalchefin Rosemary Nakuya, wie sie erzählt. „Vielfalt ist wichtig für unser Unternehmen, und da geht es nicht nur um Geschlechter und Generationen, sondern auch um Menschen mit Behinderung.“
Bereits 2019 entwickelte man einen Inklusionsplan, begann 2020 mit nötigen Umbauarbeiten im Betrieb und mit einem inklusiven Führungskräftetraining. Die Coronapandemie legte den Plan aber für zwei Jahre auf Eis. Heuer im Frühjahr wurden die ersten Fachkräfte mit unterschiedlichen Einschränkungen angestellt.
Er war zuerst komplett dagegen, erinnert sich Teamleiter Francis Xavier Kalanzi. Doch dann ließ er sich darauf ein und änderte seine Ansicht schnell. Seine Kolleginnen und Kollegen seien nun rücksichtsvoller, bemerkt der junge Mann. Er selbst hat wie die anderen eine Fortbildung in Gebärdensprache bekommen und unterhält sich gut mit dem neuen, gehörlosen Kollegen Stewart Higeni. „Ich bringe ihm etwas bei, er bringt mir etwas bei. Wir arbeiten gut zusammen.“ Stewart Higeni hat ein Chemiestudium abgeschlossen, arbeitet aber in der Buchhaltung der Brauerei. Nach dem Studienabschluss hatte er sich oftmals beworben und immer Absagen bekommen. Mit großer Zufriedenheit bringt er sich nun in der Verkaufsabteilung ein. Dass er seine Talente endlich nützen kann, freut ihn. Außerdem, sagt er, habe er für das Studium Kredit aufnehmen müssen, und jetzt ist es ihm ein Anliegen, das Geld selbst zurückzuzahlen. «
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